Oury Jalloh – Nichts ist vergessen
Es ist der 7. Januar 2005, morgens, der angetrunkene Oury Jalloh fragt zwei Passantinnen nach einem Handy zum Telefonieren.
Diese fühlen sich belästigt und rufen die Cops, welche Jalloh ohne richterlichen Beschluss mit aufs Dessauer Revier nehmen und in die voll gekachelten und brandfeste Zelle Nummer 5 sperren und ihn an Händen und Füßen auf einer feuerfesten Madratze fixieren.
Gegen Mittag bricht in der Zelle ein Feuer aus und Oury Jalloh verbrennt bis zur unkenntlichkeit und die Ungereimtheiten beginnen:
Vor der Inhaftierung wurde Oury Jalloh komplett durchsucht und ohne Gegenstände auf der feuerfesten Madratze gefesselt.
Drei Tage nach dem Brand taucht auf einmal ein leicht angeschmolzendes Feuerzeug im polizeilichen Labor auf, mit dem sich Jalloh selbst angezündet haben soll. Es folgt ein Video, welches beweisen soll, das trotz Fesselung eine Selbstentzündung möglich sein soll.
Ende März 2005 kommt bei einer selbstangestezten Obduktion heraus, dass Oury Jalloh ein gebrochnes Nasenbein hat. Bei einer weiteren Untersuchung 2019 werden zudem gebrochene Rippen und ein Schädelbruch festgestellt, die noch zu Lebzeiten zugefügt worden sein müssen.
2012: es werden die Überreste des gefundenen Feuerzeugs untersucht. Fazit des Gutachtens:
diese Feuerzeugrest können gar nicht im Brandschutt gelegen haben: „Es gibt keine DNA von Oury Jalloh und auch keine Fasern seiner Kleidung oder der Matratze am Feuerzeugrest. Statt dessen sind eine Vielzahl tatortfremde Fasern mit dem angeblichen Beweisstück verschmolzen. Zudem wurden DNA-Spuren unbekannter Herkunft festgestellt.“
12.11.2013 Die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh präsentiert auf einer Pressekonferenz in Berlin das Brandgutachten des Brandsachverständigen Maksim Smirnou aus Irland. Die Initiative hatte Smirnou mit Brandversuchen zur Rekonstruktion des Brandbildes beauftragt. Smirnou führte eine Reihe von Brandversuchen mit und ohne Verwendung von Brandbeschleunigern durch. Er kam zu den Ergebnis, dass das Brandbild, so wie es in Zelle 5 am 07.01.2005 vorgefunden wurde, nur unter Zugabe eines starken Brandbeschleunigers bzw. einer erheblichen Menge von Brandbeschleunigern erreicht werden kann.
https://initiativeouryjalloh.wordpress.com/brandgutachten
03.11.2021 Auf einer Pressekonferenz in Berlin stellt die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh ein neues Brandgutachten des britischen Sachverständigen Iain Peck vor. Im Rahmen eines Filmprojektes des Künstlers Mario Pfeifer erfolgte der originalgetreue Nachbau der Zelle 5. Unter der Anleitung von Iain Peck wurden dort Bewegungsversuche und Brandversuche durchgeführt. Mit Hilfe von zwei Litern Benzin ist es erstmals gelungen das Brandbild in der Zelle 5 zu rekonstruieren.
https://www.youtube.com/watch?v=PEtamyfLkuI
3.10.2018 Pressekonferenz der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh zusammen mit Vertreter*innen der Unabhängigen Internationalen Kommission zur Aufklärung der Wahrheit über den Tod von Oury Jalloh in Berlin. Die Kommission präsentiert den Oury-Jalloh-Komplex und erläutert insbesondere den Fall von Hans-Jürgen Rose, der bereits 1997 aus ebenfalls ungeklärten Umständen nach einem nächtlichen Aufenthalt im Polizeirevier Dessau an schwersten innerlicher Verletzungen verstarb.
Trotz all den Inditzien wurde das Verfahren eingestellt und keine Cops alt Täter verurteilt.
Zum Gedenken an Oury Jalloh haben wir in Potsdam am alten Landtag ein Transparent entrollt.
Fahrt am 7. Januar 2024 nach Dessau und unterstütz die Initiative bei der alljährlichen Gedenkdemonstration!
https://initiativeouryjalloh.wordpress.com/2023/12/05/gedenkdemonstration-zum-19-todestag-von-oury-jalloh/
passiert am 13.12.2023