Selbstverständnis
Kontrapolis ist eine offene Nachrichten- und Debatten-Plattform für den Raum Berlin. Wir verstehen uns als Teil der emanzipatorischen, anti-autoritären und revolutionären Kämpfe in dieser Stadt. Durch die direkte Verortung in diesen Kämpfen soll Kontrapolis deren aktuellen Stand wiedergeben und als organisierendes Element diese aktiv unterstützen.
Kontrapolis ermöglicht Einzelpersonen und Gruppen ihre eigenen Berichte und Analysen anonym zu veröffentlichen und über Strömungsgrenzen hinweg diskutierbar zu machen. Diese Plattform für den Raum Berlin soll weder bestehende Medienprojekte ersetzen, noch die Gründung neuer behindern, im Gegenteil es wäre begrüßenswert, wenn noch mehr solcher Projekte entstehen.
Wir verstehen eine Debattenkultur innerhalb unserer Bewegung als zentrales Moment zur Weiterentwicklung unserer Kämpfe, die sich immer in Bezug zur Geschichte und schon gemachter Erfahrungen verorten lassen. Wir vermissen immer wieder das Zusammenführen verschriftlichter Beiträge oder die Bezugnahme auf zentrale Texte der Bewegungen. Durch die Sammlung und zentrale Verfügbarkeit der Analysen und inhaltlichen Schwerpunkte, die im regionalen Kontext auftauchen, wollen wir mit Kontrapolis die Möglichkeit der Verknüpfung und kollektiven Archivierung unserer Diskussionen aufmachen.
Nicht erst seit der Abschaltung von linksunten.indymedia.org im Jahr 2017 ist es notwendig, dass sich eine revolutionäre Bewegung gegen privaten und staatlichen Zugriff absichert und zunehmenden Zensurbemühungen vorbeugt. Wir halten daher eine Dezentralisierung selbstorganisierter Medienarbeit für unabdingbar. Anstatt auf nur eine überregionale linksradikale Veröffentlichungsplattform angewiesen zu sein, plädieren wir für mehr unabhängige, regional getragene und untereinander solidarische und vernetzte Medienprojekte.
Durch den Wegfall einer gemeinsamen Kommunikationsplattform wichen viele Gruppen auf ihre eigenen Blogs, Webseiten oder kommerzielle Seiten wie Facebook aus. Die Darstellung auf diesen Plattformen führte zur Verknappung der analytischen Inhalte. Klicks und Likes ersetzen heutzutage auch unsere gemeinsam zu führenden Debatten. In unserem lokalen Kontext finden wir es unerlässlich Analysen gemeinsam zu debattieren, zu kritisieren und darauf aufzubauen. Wir haben kein Interesse daran, uns unter Hashtags und 280 Zeichen zu mobilisieren oder zu kritisieren, da dadurch die individuelle Verantwortung und die Begründung der eigenen Position oder derjenigen der Gruppe verloren geht.
Durch die geringe inhaltliche Auseinandersetzung, ob der schwierigen Auffindbarkeit oder der fehlenden analytischen Bezugnahme beziehungsweise Auseinandersetzung geschuldet, werden wir keinen Organisierungsprozess innerhalb unserer Strukturen anstreben können. Nur durch eine gezielte Suche nach dem was in dieser Stadt passiert, lassen sich zur Zeit die Texte und Veröffentlichungen gemeinsamer Bezugspunkte finden.
Wir sehen in der Beschränkung auf regional stattfindende Kämpfe eine inhaltliche Stärke. Kontrapolis gibt den in Berlin oftmals nur nebeneinander arbeitenden Gruppen und Strömungen die Möglichkeit, ihre Berichte, Aktionen oder Ankündigungen auf einer gemeinsamen Seite zu veröffentlichen. Neben einer gesteigerten Sichtbarkeit und Zusammenführung von Kämpfen soll so auch die gegenseitige Bezugnahme und Kontinuität von Debatten sichergestellt werden. Durch die argumentative Klarstellung Einzelner, Gruppen oder auch Kampagnen beginnt die Schärfung des Profils der antagonistischen Linken, die sich durch jene Kritisierbarkeit und Angriffsfläche erst weiterentwickeln kann.
Wir laden alle ein diese lokale Plattform zu nutzen und mitzugestalten.
Wir verstehen uns nicht als Dienstleister*innen, deshalb setzen wir auf die Beteiligung von Einzelpersonen und Gruppen, die diese Ziele teilen. Ihr als Nutzer*innen seid es, die auf der Plattform die Texte veröffentlicht. Wir als Redaktionskollektiv sehen uns nicht in der Position unsere politischen Einstellungen zu den Texten als Redaktion einfließen zu lassen.
Durch unsere Verortung innerhalb der Kämpfe dieser Stadt haben wir allerdings auch Kriterien für die Veröffentlichungen. Das Redaktionskollektiv behält sich vor, Texte zu überprüfen und gegebenenfalls nicht zu veröffentlichen. Der Verantwortung, diese Plattform zu betreiben sind wir uns bewusst und dementsprechend werden wir in solchen Fällen unsere Entscheidungen transparent und kritisierbar machen.
Nicht veröffentlicht werden Texte mit diskriminierenden und/oder anti-emanzipatorischen Inhalten. Auch für Veröffentlichungen oder Werbung von Parteien, autoritären/hierarchischen Gruppen und staatstragenden oder -getragenen beziehungsweise finanzierten Organisationen, ist auf dieser Seite kein Platz. Wir verstehen diese Seite als Medium zur Selbstorganisierung abseits von Petitionen und Volksbegehren an eine Regierung.
Wir erhoffen uns das Bild zusammenfügen zu können, in dem sich die jeweiligen Nutzer*innen verorten, auch wenn sie nicht die gemeinsame politische Theorie oder Praxis des jeweiligen Beitrags teilen. Spektrenübergreifend bedeutet dabei für uns, die entstandenen Bezugspunkte oder Trennlinien zur Disposition zu stellen, statt sie auszuklammern.
In Texten erwarten wir die Verwendung gendergerechter Sprache.
Fühlt euch eingeladen öffentliche und nicht öffentliche Kritik an uns zu übermitteln, wir sind stets bemüht uns weiterzuentwicklen.