(Athen) Solidarität mit Vaggelis Stathopoulos, Dionisis Mpakas und Dimitris Chatzivasileiadis!
Am 17.März 2021 begann in Athen das Gerichtsverfahren gegen Vaggelis Stathopoulos, Dimitris Chatzivasileiadis und Dionisis Mpakas. Sie sind angeklagt, ein Wettbüro überfallen zu haben und Mitglieder der Organisation „Revolutionäre-Selbstverteidigung“ zu sein. Der erste Prozesstag hat bereits stattgefunden und der nächste soll am 22. April 2021 stattfinden.
Der Anarchist Vaggelis Stathopoulos wurde am 08.11.2019 von der Anti-Terror-Polizei zusammen mit zwei weiteren Personen verhaftet. Dionisis, gegen den die gleichen Vorwürfe bestehen, sowie die Gefährtin M.S., die nun in einem weiterem Verfahren vor Gericht steht. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnung wurden Küchenmesser beschlagnahmt, diese sollen nun als „Verstoß gegen das Waffengesetz“ bestraft werden. Dimitris Chatzivasileiadis ist untergetaucht und wird seit der Verhaftung der anderen Gefährt*innen gesucht. Auch ihm wird Vorgeworfen Teil der Gruppe „Revolutionäre-Selbstverteidigung“ zu sein. In den Wochen und Monaten nach den Razzien starteten die griechischen Bullen eine Operation zur Verfolgung des Gefährten Dimitris, bei dem sich der Staat auf die willige Unterstützung der Medien verlassen konnte. Dazu gehörten zahlreiche Hausdurchsuchungen und Entführungen von Gefährt*innen der Bewegung.
Die Anklage wirft Vaggelis die Beteiligung an dem Raubüberfall, auf ein OPAP (Wettbüro) in der Gegend von Cholargos und die Mitgliedschaft in der Organisation „Revolutionäre-Selbstverteidigung“ vor. Während des besagten Überfalls wurde Dimitris, der sich unterdessen zum Überfall bekannt hat, durch einen Schuss ins Bein, verletzt.
Seit dem 8. November 2019 befindet sich Vaggelis aufgrund eines anonymen Telefonanrufs bei EL.AS (griechische Polizei) in Untersuchungshaft. Der Anruf ist unbekannter Herkunft und konnte nicht zurückverfolgt werden. Nun ist er gemeinsam mit den anderen nach dem griechischen Anti-Terror-Gesetz, 187A angeklagt (griechisches Pendant zum deutschen §129a). Er bestreitet seine Beteiligung an dem Überfall und seine Mitwirkung in der Organisation „Revolutionäre-Selbstverteidigung“, während er die Verantwortung dafür übernimmt, dem verwundeten Dimitris aus Gründen der Solidarität geholfen zu haben. Es ist nicht das erste Mal, dass Vaggelis im Visier des Staates ist. Im April 2010 wurde er wegen der Mitgliedschaft in der Organisation „Revolutionären Kampf“ verhaftet und anklagt, im anschließenden Prozess wurden die Vorwürfe dann jedoch fallen gelassen. Aber es ist seine langjährige und aktive Präsenz im anarchistischen Raum, die ihn sowohl damals als auch heute zum Ziel des Staates macht. Es ist das Dogma von „Recht und Ordnung“, unter dem jeder, der sich ihrem Elend und ihrer brutalen Nekropolitik widersetzt, verfolgt, unterdrückt und ausgerottet wird. Dieses totalitäre Regime bleibt nicht bei der Verfolgung politischer Meinungen stehen, sondern verfolgt persönliche und politische Beziehungen – Beziehungen der Solidarität.
Der Anarchist, Dimitris Chatzivasileiadis befindet sich im Untergrund und hat sich dem Staatsapparat erfolgreich entziehen können, daran konnte auch die folgende Operation, die dem Auffinden des Gefährten galt, nichts ändern. Am 22.11.2019 gab er eine Erklärung ab, in der er die politische und praktische Verantwortung für den Überfall und die alleinige Verantwortung für seine Verletzung übernahm.
Bei der am 09.11.2019 folgenden Hausdurchsuchung konnten die Cops dann ein Waffendepot mit mehreren Sturmgewehren, Handgranaten, Zündern und weiteren Materialien finden und beschlagnahmen. Eines der gefundenen Sturmgewehre konnte dabei der Organisation „Revolutionäre-Selbstverteidigung“ zugeordnet werden. In seiner ersten Erklärung legte Dimitris zudem seine Beziehung zu den beiden Verhafteten offen und erklärte, das Dionisis, in dessen Haus die Sachen gefunden wurden, ein alter Freund sei, der ihm Unterschlupf in einem schwierigem Moment gab und keinerlei Beziehung zu den Waffen, den Materialien oder irgendeiner Organisation bzw. illegaler Aktivität hat. Zu Vaggelis erklärte er, dass auch dieser nichts von den Waffen und Materialien wusste und er somit die ausschließliche Verantwortung für all diese Sachen trage. Auch erklärte er, dass auch Vaggelis keinerlei Verantwortlichkeit für die Organisation „Revolutionäre-Selbstverteidigung“ hat. Zudem drückte er sein bedauern darüber aus, dass die beiden nun zum Ziel der Repressionsorgane geworden sind und das einzig und allein dadurch, dass sie einem verwundetem Gefährten in einer Notsituation geholfen hatten.
Auch Dionisis, der ihn aufnahm und somit ein besonderes Maß an Solidarität zeigte, sollte nun die Unterstützung der Bewegung erfahren und nicht in den Händen des Staates vergessen oder als unpolitisch abgestempelt werden.
Wir sind und werden immer in Solidarität mit denjenigen stehen, die gegen den Staat kämpfen!
Wir wünschen den Angeklagten viel Kraft und fordern die Freilassung der Gefangenen!
Solidarische Grüße an Dimitris!
Niemand ist allein!
Texte von Dimitris Chatzivasileiadis:
erstes Statement auf englisch: https://athens.indymedia.org/post/1601299/
zweites Statement mit Auswertung und Vorschlag ebenfalls auf englisch: https://www.athens.indymedia.org/post/1606087/
Statement zum jetzt stattfindenden Prozess, nur auf griechisch: https://athens.indymedia.org/post/1611720/