Bundesweiter Aktionstag: Besuch bei Gorillas
Am 13. August, dem bundesweiten Aktionstag für Arbeitsrechte bei Lieferando und Gorillas, haben wir in den frühen Morgenstunden ein Gorillas Warehouse in der Gürtelstr. 25 besucht. Vor Schichtbeginn haben wir das Lagerhaus beworfen und die Parole „Support the Strike“ hinterlassen.
Die Aktion richtet sich ausdrücklich nicht gegen die beschäftigten Riders. Sie bezieht sich solidarisch auf ihren Kampf und will in der deutschen Diskussion die Perspektive eines offensiv, auch militant geführten Arbeitskampfes stärken.
Das Geschäftsmodell von Gorillas mit allen seinen Folgen für Arbeiter*innen, Anwohnende und den öffentlichen Raum sind an anderer Stelle analysiert worden (https://netzpolitik.org/2021/gorillas-start-up-die-neuen-verteilungskaempfe/). Die wichtigsten Stichpunkte sind aus unserer Sicht:
- das prekäre Beschäftigungsverhältnis der Arbeiter*innen (Union Busting, schlechte Bezahlung, unzureichender Arbeitsschutz …) wie am Beispiel des wegen einer Nichtigkeit gekündigten Rider Santiago zu sehen
- das auf schnelles Wachstum und Profit angelegte Geschäftsmodell, dass in kürzester Zeit die Konkurrenz mit Hilfe von Kampfpreisen schluckt und gleichzeitig Kleingewerbe in den Kiezen verdrängt (welches ohne Venture Capital im Rücken wirtschaftlich nicht mithalten kann) …
- … und schließlich sobald die Monopolstellung gefestigt ist die Preise anzieht. Nur noch Menschen mit viel Geld können sich diese leisten, damit gestalten Firmen wie Gorillas aktiv die Stadt der Reichen mit
- die Belästigung der Anwohnenden und die langsam voranschreitende Umwandlung von öffentlichem Raum in Raum des Profits, anstatt die zur Verfügung stehenden Räume für soziale Projekte oder Orte der Begegnung zu nutzen
- zu guter letzt die Befeuerung eines entfesselten Konsumkapitalismus, in dem eine Avocado-Lieferung mitten in der Nacht als wichtigen Bedürfnis dargestellt wird
Wir wissen, dass solange es das kapitalistische System und Firmen wie Gorillas und Lieferando gibt, Arbeitskämpfe und Streiks nur begrenzt und punktuell in der Lage sind Lösungen für diese Probleme zu finden und die Situation der Betroffenen zu verbessern.
Sie sind aber wichtige Schritte auf dem Weg in eine emanzipatorische Zukunft, die wir jenseits unserer eigenen Szene- und Teilbereichskämpfe unterstützen sollten.
Wir wünschen den Streikenden bei Gorillas und co. Kraft für ihren Kampf und Durchhaltevermögen um sich nicht von Politiker*innen (wie Arbeitsminister Hubertus Heil), die sich kurz vor der Wahl profilieren wollen befrieden zu lassen.
passiert am 13.08.2021