Rauchbomben bei Mai-Protesten gezündet? Angeklagter schweigt
Berlin (dpa/bb) – Weil er bei einer Protestaktion am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg zwei Rauchbomben gezündet und sich seiner vorläufigen Festnahme widersetzt haben soll, steht ein 39-Jähriger vor dem Amtsgericht Tiergarten. Der Mann habe aus einer Gruppe von mehr als 100 Personen heraus agiert, heißt es in der am Montag zu Prozessbeginn verlesenen Anklage. Er habe zudem eine etwa einen Meter lange Fahnenstange bei sich getragen, an deren Spitze ein metallener Hammerkopf befestigt gewesen sei. Der Verteidiger erklärte, sein Mandant werde sich nicht zu den Vorwürfen äußern.
Trotz der Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie waren am Abend des 1. Mai Hunderte Menschen durch den Stadtteil Kreuzberg gezogen. Der 39-Jährige hielt sich laut Anklage gegen 20.55 Uhr in der Mariannenstraße in einer «aggressiven, eng beieinander stehenden Gruppe» auf. Er soll nacheinander zwei Rauchkörper gezündet und dabei billigend in Kauf genommen haben, dass Menschen den Rauch einatmen und Atembeschwerden erleiden. Die Anklage lautet auf Landfriedensbruch, versuchte gefährliche Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.
Ein 26-jähriger Polizist erklärte im Prozess als Zeuge, er habe den Angeklagten mit einem «leuchtenden» Gegenstand in der rechten Hand beobachtet. «Es kam zu einer starken Rauchentwicklung», so der Beamte. Eine Kollegin habe den Verdächtigen dann zu Fuß verfolgt. Laut Anklage wurde der 39-Jährige durch vier weitere Polizisten ergriffen und vorläufig festgenommen. Dabei habe er versucht, durch Versteifen des Körpers seinen Abtransport zu verhindern. Der Prozess wird am 2. November fortgesetzt.
passiert am 19.10.2020