Inoffizielle Auflösung radikale linke | berlin
Weil wir es offensichtlich nicht geschafft haben uns gemeinschaftlich aufzulösen, jetzt hier nun eine Erklärung von einigen, die irgendwann mal als die Reste der RLB bezeichnet wurden.
Die RLB gibt es nicht mehr. Auch keine Abschiedsparty, Website ist tot und keine Ahnung ob noch irgendwer unseren Twitterzugang hat. Unsere Fahnen gibt es noch. Sie werden getragen von Menschen die wir nicht kennen.
Eigentlich dachten wir alle wüssten dies, aber immer wieder passiert es, dass wir darauf angesprochen werden, was die RLB denn jetzt eigentlich gerade macht. NICHTS! Die RLB gibt es nicht mehr.
Dafür aber hier zentrale Erkenntnisse, wie ihr merkt, dass in eurer Gruppe/ Organisation (wenn ihr anfangt, eure Gruppe „Organisation“ zu nennen, denkt mal drüber nach) etwas schief läuft:
– Ihr führt mehr als eine Strukturdebatte pro Jahr
– Euch wird Kritik an eurem Zusammenhang genannt. Ihr findet sie richtig, streitet sie aber trotzdem ab
– Ihr seid loyal statt solidarisch miteinander
– Ihr denkt, ihr seid die Geilsten (auch wenn das vllt manchmal stimmt)
– Euch kommt etwas komisch vor, ihr äußert dies – und es wird abgestritten
– Ihr diskutiert Themen nur noch mit einzelnen Leuten aus der Gruppe und nicht mehr mit allen
– Alles ist sehr ernst und ihr verlasst die Treffen meist traurig
– Theoretische Diskussionen sind Machtkämpfe und kein gemeinsames Erarbeiten von Theroie
Und hier noch ein paar Tipps und Tricks:
– Es steht mal wieder eine Umstrukturierung oder eine inhaltliche Neuausrichtung an? Habt Acht beim Aussuchen der Lektüre
– Wissen und Erfahrungshierachien werden immer existieren. Findet einen bewussten Umgang damit
– Unterschätzt niemals die zerstörerische Kraft des Patriarchats
– Die gemeinsamme Praxis nicht vernachlässigen
– Eine Trennung ist nicht immer etwas schlechtes. Achtet darauf, wenn ihr das Gefühl habt eigentlich keine Gruppe mehr zu sein und sprecht es an! Und verschleppt es nicht mit Strukturdiskussionen oder anderem oberflächlichen Quatsch.
– Eure genossenschaftlichen Beziehungen sind wichtiger als jede Struktur
– Nehmt euch als Gesamtstruktur nicht zu wichtig
– Arroganz anderen gegenüber ist keine revolutionäre Haltung. Sie wird auch in der eigenen Struktur zum Problem
– Und wenn dann doch alles mal den Bach runter geht, seid ruhig sauer und wütend, aber vergesst nicht wer der Feind ist
– Streiten ist wichtig! Bloß keine faulen Kompromisse des inneren Frieden willens. Das funktioniert eh nicht und macht alles nur noch schlimmer
– Setzt euch miteinander auseinander. Achtet auf eure Grenzen, aber übergeht sie ruhig auch mal
Und warum haben wir diese doch recht banalen Dinge nicht gut auf die Reihe bekommen? Ein Teil der Antwort liegt darin, dass wir lange
durch unsere Involviertheit, Hierachie und Machtstrukturen diese Dinge nicht gut erkannt haben und wenn doch, sie zu lange ignoriert haben. Was auch durch unsere homogene Zusammensetzung begünstigt wurde, da uns die kritischen Perpektiven darauf innerhalb der Gruppe fehlten und wir bis zum Schluss die Hoffung an eine gemeinsamme Zukunft nicht aufgeben wollten.
Viele Sachen sind uns aber auch noch unklar.
Nun, das wichtigste: findet einen Guten Schluss! Sonst seid ihr irgendwann an dem Punkt, dass ihr auch so ein Papier verfasst.
„Große Ereignisse künden sich gewöhnlich in scheinbar kleinen Dingen an.“
Emma Goldman
Venceremos