Polizeiwache am Kottbusser Tor soll erneut deutlich teurer werden

Ursprünglich sollte die neue Polizeiwache am Kottbusser Tor in Berlin 250.000 Euro kosten. Jetzt hat die Planung ergeben, dass es bis zu 3,75 Millionen Euro werden könnten. Anwohner stört aber vor allem der Standort der geplanten Polizeistation.

Der Bau der umstrittenen Polizeiwache am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg wird offenbar noch einmal deutlich teurer, als geplant. Zusätzlich zu den bisher veranschlagten 250.000 Euro seien nun weitere 3,5 Millionen Euro für die Einrichtung der Wache nötig, sagten die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und der SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh am Montag bei einem Besuch des künftigen Standortes.

Die erste Kostensteigerung hatte Spranger bereits im April angekündigt und mit dem Bau eines zusätzlichen Fahrstuhls sowie allgemein gestiegener Baukosten begründet. Damals hieß es, dass die Kosten für die sogenannte „Kotti-Wache“ auf 2,5 Millionen Euro korrigiert werden müssten.

Grund für den erneuten Preissprung auf 3,75 Millionen Euro sind nach Angaben der Berliner Immobiliengesellschaft allem die Grundsanierung, die Polizeitechnik und das Sicherheitsglas für die Fenster. Der SPD-Politiker Raed Saleh sagt bei dem Ortstermin am Montag: „Sicherheit darf uns was kosten, Sicherheit muss uns was kosten.“ Die 3,75 Millionen Euro enthielten zudem einen Puffer für die Finanzierung.

Diskussionen mit den Anwohnern

Das Kottbusser Tor mit seinen vielen Kneipen und Imbissen gilt auch als Ort mit Straßenkriminalität, Drogenhandel und einer teilweise polizeifeindlichen Szene. Deshalb soll dort die neue Wache entstehen.

Die Sprecherin des Mieterrats des Hauses an der Adalbertstraße, Marie Schubenz, betonte, unter Anwohnern gebe es seit Jahren schon einen Wunsch nach mehr Sicherheit rund um das Kottbusser Tor. Den Einzug der Polizei in das Wohnhaus „Neues Kreuzberger Zentrum“ (NKZ) lehne man allerdings ab, sagte Schubenz.

Den vorgesehenen Standort bezeichnete sie als „No-Go“. „Eine Polizeiwache über den Köpfen der Menschen ist das falsche Symbol.“ Notwendig sei ein ebenerdiger, bürgernaher Standort. „Sie tun uns keinen Gefallen, Frau Spranger, wenn Sie dieses Projekt durchziehen“, so die Anwohnerin. Noch sei es nicht zu spät, eine andere Lösung zu finden, etwa einen Container für eine Polizeiwache an der U-Bahn.

Nach den derzeitigen Plänen des Senats soll die Polizei im Januar 2023 im ersten Stock des Hauses den Dienst aufnehmen. Die 200 Quadratmeter großen Räume werden derzeit von Altlasten befreit, ab Juni soll der Ausbau für die Polizei beginnen. Von der Gewerkschaft der Polizei (GDP) hieß es, man wünsche sich einen anderen Standort, mehr als die geplanten rund 200 Quadratmeter und viel mehr Personal als die angekündigten 20 Stellen.

Noch keine Details zur Videoüberwachung

Wie und wo genau die geplante Videoüberwachung am Kottbusser Tor konkret umgesetzt werden soll, stehe noch nicht fest, berichtete Spranger. Das müsse noch mit den Koalitionsfraktionen besprochen werden. Grüne und Linke sind weitgehend gegen Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh sprach sich am Montag für eine Polizeiwache im Gebiet Heerstraße Nord in Spandau aus. Dort war es in der Vergangenheit zu einer Serie von Brandstiftungen gekommen. Dieser Teil von Spandau ist einer der ärmsten Berlins mit großen sozialen Problemen. Als Ort für eine Polizeiwache böten sich das lokale Einkaufszentrum oder eine Freifläche davor an. Saleh kündigte an, dass eine Wache dort ab 2024 mit dem nächsten Doppelhaushalt errichtet werden könne.

 

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passiert am 23.05.2022