Monatsrückblick Juni und Juli

Wir haben im Juni keine Artikel abgelehnt. Allerdings war Kontrapolis im Juni über mehrere Wochen, wie auch andere Seiten, nicht oder nur spärlich über den Onion-Service erreichbar. Hintergrund war ein anhaltender DDOS-Angriff auf das Tor-Netzwerk, der zu umfangreichen Perfomance Einbrüchen geführt hat.

Bilder

Uns ist wie schon öfter aufgefallen, dass ihr sehr wenige eurer Artikel bebildert. Vor allem, wenn es um Analysen geht. Nicht nur sieht die Seite dann insgesamt ein wenig blass aus mit unseren Symbolbildern, auch eure Artikel sind nicht auf einen Blick einzuordnen und zu unterscheiden. Bitte macht euch die Mühe, eure Texte und damit die Seite mit Bildern mitzugestalten.

Please hold the line…

Im Juli gab es drei Mal, innerhab von wenigen Tagen, die gleiche Einreichung zu dem Thema: warum Kontrapolis Leninisten Raum gebe. Die letzte Einreichung, die dann auch so veröffentlicht wurde, beinhaltete zusätzlich die Einleitung, dass es für die die Autor*innen ein Rätsel sei, warum wir den Artikel trotz zweimaliger Einreichung nicht veröffentlichten und uns dazu nicht äußerten.

Zum einen war auf Kontrapolis im Mai der Artikel „Keine Parteien und Leninisten auf Kontrapolis“ veröffentlicht worden, mit unserer Meinung nach den gleichen Argumenten und wir hatten auch nie vor den jetzigen aus inhaltlichen Gründen nicht zugänglich zu machen.

Zum anderen legen wir immer wieder dar, dass es manchmal ein paar Tage dauern kann, bis wir Artikel veröffentlichen. Wir bitten daher um Geduld, auch wenn andere Artikel, wie Presse oder drängende Aufrufe zu Veranstaltungen im gleichen Zeitraum schnell veröffentlicht werden und der Eindruck entstehen kann, dass wir euren Artikel nicht berücksichtigen würden. Wir haben uns bisher nach bestem Workflow und Gewissen zu jedem Artikel, der nicht veröffentlicht wurde geäußert. Das passiert im monatlichen oder zwei-monatlichen Rhythmus. Wenn es dazwischen Nachfragen oder Kritik gibt, schreibt uns gerne direkt eine E-Mail.

Abgelehnter Beitrag im Juli

Im Juli haben wir den Text: „Einfallstore für den Verfassungsschutz – und der passende Schlüssel“ nicht veröffentlicht. Die Autor*innen stellen die Behauptung auf: „Das intime Wissen des Outings [von Johannes Domhöver] und späterer Nachschläge kann einzig auf den Erkenntnissen einer Verfassungsschutzbehörde beruhen. Hier besteht nicht der geringste Zweifel.“ Dieser Artikel kann bei Indymedia nachgelesen werden.

Die Anonymität der Verfasser*innen des Outcalls von Johannes Domhöver ist der Grund für diese einschneidende Behauptung. Dass die Autor*innen die Strukturen um die Betroffenen von Johannes Domhövers Gewalt nicht kennen (und auch völlig unklar bleibt, ob sie etwas unternommen haben heraus zu finden, ob es ansprechbare Strukturen gibt), sollte niemals Grund genug dafür sein solche gravierenden Thesen ins Internet zu stellen. Es gibt gute und sicherheitstechnische Gründe ein solches Outing anonym zu verfassen: die Gewalt des Täters, die Gefahr der Durchleuchtung von Strukturen im Rahmen eines §129-Verfahrens, die Gefahr der Diffamierung und Infragestellung.
Die weitere Behauptung, dass V-Personen in das Outing zu Domhöver involviert sein könnten und die damit für die Autor*innen logisch einhergehende Forderung anonyme Outings generell vollständig zu missachten, stellt die Glaubwürdigkeit der Betroffenen in Frage und ruft dazu auf, ihre Forderungen zu missachten.

Abgesehen von diesen Behauptungen, die daraus erwachsen, dass sich eine Gruppe nicht informiert fühlt (was auch anders hätte zum Ausdruck gebracht werden können), können wir den Abschnitt zu Falschbeschuldigungen nicht unkommentiert lassen. Die Autor*innen unterstellen, Frauen in der Szene würden vermehrt „niedrigschwellige Vorwürfe“ fälschlich erheben, da sie keine Konsequenzen zu fürchten hätten: „Die falsche Behauptung, Opfer einer dummen Anmache oder einer mehr oder weniger ernstzunehmenden Drohung geworden zu sein, prägt keine lebenslange Opferrolle und ist damit bei entsprechender Motivation psychologisch unschädlich umsetzbar.“ Die Behauptung, dass Frauen Vorwürfe in diesen Fällen auch für ein Honorar vom Verfassungsschutz äußern würden, ist nicht hinnehmbar! Der Aufruf „bei solchen niedrigschwelligen Anschuldigungen und Auseinandersetzungen“ „das gesamte Umfeld aller Beteiligten genauer zu beleuchten“, weil bei jedem anonymen Outcall von V-Personen auszugehen ist und somit jede Betroffene dieser Behauptung auszusetzen, geht völlig konträr zur den Grundsätzen der Definitionsmacht und genauso konträr zur Vertrauensbasis innerhalb unserer Strukturen.

Am Ende des Textes werden Outcalls von Tätern in der Szene auch noch mit der puren Lust an der „Hexenjagt“ gleichgesetzt. Die Täter werden wie so oft zu Opfern stilisiert und dann auch noch mit den Frauen verglichen, die zu Tausenden verfolgt, gefoltert und verbrannt wurden, da Männer ihre Stärke fürchteten.

Ein solcher Text der behauptet, in den Strukturen um Domhövers Outcall seien V-Personen zu verorten, die Umfelder von Outcalls müssten generell durchleuchtet werden, um Aussagen zu verifizieren, Frauen würden mit niedrigschwelligen Vorwürfen fälschlicherweise Typen in der Szene outen und die Typen könnten nichts gegen diese Methoden des VS tun, „weil genug Idiot_innen wieder darauf hereinfallen werden“, sollte niemals leichtfertig ins Internet gestellt werden.

Kurzfristiger Aufruf

Wir hätten gerne den Aufruf „Solidarität mit den Hafen- und Logistikarbeiter:innen in Italien!“ veröffentlicht. Dieser wurde erst am Tag der Kundgebung eingereicht und konnte deswegen nicht mehr rechtzeitig veröffentlicht werden.

Hierbei ging es um einen Aufruf Solidarität mit den italienschen Gewerkschafter*innen zu zeigen, denen die Gründung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen wird, da sie Streiks in Logistiklagern organisiert hatten. Hier ist obiger Aufruf nachzulesen. Informiert euch weiter über die laufenden Angriffe auf die Arbeiter*innen, die sich gegen Konzerne wie GLS, Amazon, FedEx-TNT in den letzten Jahren zur Wehr gesetzt haben.

Ein eingereichtes Statement der italienischen Gruppe ‚International Communist Party‘ zum gleichen Thema haben wir nicht veröffentlicht, da es keine weiteren Informationen zu den Vorgängen vor Ort enthielt und wir so keine Relevanz für diese Seite sahen.

Nicht veröffentlichter Outcall

Wir haben uns gegen die Veröffentlichung eines Outcalls entschieden, der unter anderem eine Person und deren Wohnprojekt in Leipzig zum Gegenstand hatte.
Dem Text konnten wir nicht entnehmen, ob und inwieweit die Veröffentlichung konkreter Vorkommnisse oder Namen mit Betroffenen abgeklärt wurde bzw. in deren Interesse ist. Auch die Nennung des Wohnprojektes inklusive Adresse fanden wir problematisch, wenn nicht weiter ausgeführt wird, welche Gründe dies nötig machen.
Zudem sehen wir für einen Text, der sich mit Vorwürfen gegen Leipziger Strukturen beschäftigt, erst einmal näherliegende Veröffentlichungsmöglichkeiten als Kontrapolis.
Da keine Kontaktmöglichkeit zu den Autor*innen besteht, können wir diese Bedenken leider nur hier kommunizieren.