Rechte Nachbarn: Neonazi-Tattoostudio zieht nach Prenzlauer Berg
Das Tattoostudio Utgard des Neonazis Frank Lutz ist wohl in die Danziger Straße gezogen. Etabliert sich ein rechtes Netzwerk im grünen Kiez?
Die Bewohner der Danziger Straße am Volkspark Friedrichshain haben seit kurzem offenbar einen neuen Nachbarn, der bei vielen große Sorgen auslöst. Wie Flugblätter im Kiez mit dem Titel „Nebenan eingezogen: Rechter Terror“ verlauten lassen, hat sich dort wohl das Tattoostudio Utgard niedergelassen. Betreiber ist laut Studio-Impressum Frank Lutz, der als bekennender Neonazi gilt.
Seit 1997 sei das Tattoostudio ein „überregionaler Anlaufpunkt für gewaltbereite Neonazis“, heißt es in dem Flugblatt. Zuvor hatte sich das Studio in Berlin-Lichtenberg in der Fanningerstr. 35 befunden. Auf der Website des Studios sowie auf dessen Facebook-Seite ist nun die Adresse Danziger Straße 219 angegeben.
Frank Lutz ist eine zentrale Figur der Neonazi-Szene in Ost-Berlin. In den 1980er-Jahren war er in verschiedenen rechtsextremen Gruppierungen aktiv, aus denen die „Nationale Alternative“ (NA) hervorging. Gründungsmitglied war dabei neben Frank Lutz unter anderem auch der bekannte Ex-Neonazi Ingo Hasselbach, der später das Aussteigerprojekt Exit-Deutschland ins Leben rief.
Die NA besetzte 1990 das Haus in der Weitlingstr. 122 in Berlin-Lichtenberg, welches der Gruppe in den 90er-Jahren als Zentrale diente, von wo aus verschiedene Angriffe auf Minderheiten und Linke verübt wurden.
Jahre später betonte Ingo Hasselbach, der heute den Nachnamen Klier trägt, dass in dem Haus auch Waffen gelagert wurden. Hasselbach postete am vergangenen Mittwoch auf Twitter: „Mit Utgard und Frank Lutz ist ein wichtiger Bestandteil der militante Rechten (sic!) im Prenzlauer Berg angekommen.“
Bezirkspolitiker zeigen sich angesichts dessen besorgt. Hannah Wittig, Vorsitzende der Pankower Fraktion Bündnis 90/Die Grünen sagt auf Anfrage der Berliner Zeitung: „Wir sind alarmiert, dass ein Gründer der Nationalen Alternative sein Tattoostudio in den Prenzlauer Berg verlegen will. Wir werden genau beobachten, was hier passiert und uns mit unseren Kollegen und Kolleginnen in Lichtenberg austauschen. Einem Nazitreffpunkt werden wir im Prenzlauer Berg vehement entgegentreten.“
Noch ist allerdings unklar, in welchem Ausmaß Frank Lutz mit seinem Studio tatsächlich in Prenzlauer Berg aktiv ist. Die angegebene Telefonnummer auf der Website des Utgards führt zum Tattoostudio Edelschmerz, das ebenfalls in der Hausnummer 219 tätig ist. Dort beteuert ein Mitarbeiter am Telefon, lediglich „zwei bis drei“ Tätowierer des Utgards würden nun im Edelschmerz arbeiten. Das Utgard sei kein Untermieter. Auf die Frage, ob Frank Lutz dort arbeite, sagte der Mitarbeiter: „Kein Kommentar.“
Gegenüber der Berliner Morgenpost äußerte sich möglicherweise derselbe Mitarbeiter des Edelschmerz ähnlich. Er sprach von „Rufmord“ durch die Flugblätter, gegen die man juristisch vorgehen wolle. Eine rechte Unterwanderung des Kiezes sei nicht zu befürchten.
passiert am 20.04.2023