Beobachtungen zur laufenden Coronakrise / Observations on the ongoing corona crisis
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Die sogenannte Corona-Krise ist die mit Abstand umfassendste Krise der letzten Jahrzehnte. Während in Europa sonst nur aus Kriegszeiten bekannte, beinahe totale Ausgangssperren nicht einmal die Ausnahme sind (Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, England), gibt es auf dem „alten Kontinent“ keinen Staat der nicht etwa über Kontaktbeschränkung und -nachverfolgung massiv in die Bewegungsfreiheit seiner Staatsbürger*Innen eingreift.
Aus ökonomischer Sicht befindet sich die westliche Welt in der schlimmsten Krise seit dem 2. Weltkrieg, nicht einmal vergleichbar mit der weltweiten Finanzkrise von 2008. Dabei sind die steigenden Arbeitslosenzahlen, das stumme Abrutschen großer Teile der Bevölkerung in Richtung und unter die „Armutsgrenze“ nur Vorboten einer sich abzeichnenden allgemeinen Pleite. Auf der anderen Seite profitieren kapitalstarke multinationale Konzerne von der Krise und stellen ihre Anpassungsfähigkeit beeindruckend in Szene. Die über Jahre forcierte Digitalisierung des Kapitalismus bricht in den letzten Monaten, auch mit der Übermacht der Marktführer in alle Bereiche des Lebens durch. Zurück bleiben in klassisch kapitalistischer Manier alljene die sich nicht anpassen können oder wollen.
Sozial und ökonomisch handelt es sich im wahrsten Sinne des Wortes um eine „physische“ Krise. Die Sterilisierung des öffentlichen Raumes, die wir sonst nur aus dystopischen Zukunftsfilmen kennen wird zu einem wünschenswerten Ziel auserkoren. In Chernobyl-Schutzanzügen gekleidete Kolonnen desinfizieren den öffentlichen Raum und lassen den perversen Traum von Reinheit, nicht nur bildlich immer näher rücken. Der „freudsche Versprecher“ vom „social distancing“ wird orwellianisch mit „physical distancing“ übersetzt, verliert aber auch dadurch nicht seine Isolationswirkung. Nachdem HomeOffice zuerst als Anreiz für den*die Einzelne*n beworben wurde, werden mehr als 9 Monate nach dem Beginn der Pandemie in Europa bspw. in Frankreich Strafen für Unternehmen ins Gespräch gebracht, die HomeOffice nicht umsetzen können oder wollen. Das durch ständige Erreichbarkeit schon infizierte Zuhause wird mit der verpflichtenden Heimarbeit endgültig zum kranken Arbeitsplatz. Der Ess- zum Konferenztisch, die Küche zur einsamen Kantine und das Schlafzimmer zum Feldbett auf Montage. Das (vor allem ökonomisch) schon beinah obsolete Konzept von Vater, Mutter Kind erlebt in der erzwungenen Rückbesinnung auf das Wesentliche sein reaktionäres Comeback. Der Rückfall in frühkapitalistische Lebens- und Arbeitsverhältnisse mit modernem Anstrich ist hier mit inbegriffen. Verlierinnen dieses Rollbacks sind besonders die Frauen, die mit dem aufgedrückten HomeOffice und dem Wegfall der Angebote von Kinderbetreuung wieder zwei und mehr Jobs in den gemieteten vier Wänden zu bewerkstelligen haben. Den Launen des, sonst nach der Arbeit In-der-Kneipe-Sitzenden und nun wirklich gar nicht mehr zu gebrauchenden Ehemannes ausgeliefert.
„Monitoring“ und „isolieren“ sind Ausdruck für das verantwortungsvolle Kümmern eines, um seine Staatsbürger*Innen besorgten Staates, der zu vertuschen versucht, dass sein löchrig aufgespanntes „soziales Netz“ im sanitären Notfall nur scheinbar vorbereitet, aber nie wirklich bereit war und wird, sich um alle Menschen zu sorgen. Mehr als zuvor verschleiern soziale die ökonomischen Beweggründe hinter den beschlossenen Maßnahmen, die ihrerseits aber weitreichende soziale Auswirkungen haben. Während bspw. die ökologischen Konsequenzen des Kapitalismus vorrangig in Richtung der Länder des globalen Südens externalisiert wurden, trifft das Paradigma des aufjedenfall abzuwendenden Stillstands der Produktion jetzt auch große Teile der westlichen Gesellschaft. Weniger frontal, weniger brutal, weniger physisch greifbar, sondern vielmehr angepasst an die westliche Erzählung von der Moderne, verpackt als Fortschritt und Ergebnis zahlreicher technischer Errungenschaften – zum Wohle aller.
Somit fällt es leichter die staatliche verordneten Pillen der sozialen Kontrolle zu schlucken. Fast wie bei Huxley, in „A brave new world“, um glücklich zu sein und zu bleiben – das Mantra hier heißt immer häufiger „Bleiben sie gesund!“. Dabei wird aus der freiwilligen Selbstisolation ein Moment des Innehaltens und Reflektierens herbeiphantasiert. Die so oft als erstickend wahrgenommene soziale Realität auf der einen Seite wird sogar zum staatlichen Narrativ, dem das Durchatmen Zuhause und im Kreis der Familie gegenübergestellt wird. Aber nicht etwa die staatlich und gesellschaftlich normative Zwangsjacke, wie emanzipatorische Bewegungen und Akteur*Innen es seit jeher propagieren steht bildlich für die Asphyxie, sondern einzig und allein die Gefahr einer Infektion mit dem Coronavirus.
Politische Entscheidungsträger*Innen propagieren die Verantwortung jedes*jeder Einzelnen für die wieder in den Mittelpunkt gerückte „Volksgesundheit“. Mehr denn je gehören zu diesem „Volk“, der vielbeschworenen nationalen Einheit aber nur jene, die ihr nützlich sind. Der*die Manager*in, der*die durch sein*ihr Einfallsreichtum dafür sorgt, dass sein*ihr Start-Up weiter liefert und dadurch einmal mehr, mit seiner*ihrer Verantwortungsübernahme sein*ihr unverhältnismäßiges Gehalt rechtfertigt. Dann auch diejenigen die das produzieren, das geliefert werden soll – unter Missachtung der eigenen gesundheitlichen Risiken. Genau wie das Krankenhauspersonal, dass zu Beginn der Pandemie ohne Schutzausrüstung und unter widrigsten Bedingungen das staatliche Versagen im Gesundheitswesen und damit diesen selbst aufgefangen hat und dafür mit Applaus um 20 Uhr und jetzt mit noch mehr Überstunden belohnt wird. Dazu gehören zuletzt auch die selbsternannten Aufseher*Innen der neuen Regeln an den Fenstern, in der Supermarktschlange oder auch beim genehmigten Spaziergang – möglichst allein. Denunziation ist die, in den letzten 90 Jahren vorschnell totgesagte, aber nun widerauferstandene kollektive Verantwortung. Dem Volk der Verantwortungsvollen, Tüchtigen, Selbstlosen und Aufmerksamen gegenüber stehen die Menschen mit größeren Problemen als Corona-Infektionszahlen und -geschehen an den (aus gesundheitlichen Gründen) geschlossenen Grenzen – außerhalb der EU. Im Innern sind es die Verantwortungslosen, Arbeitslosen und -unwilligen, den Ernst der Lage für das Volk nicht erkennenden Ignoranten.
Vor allem in Mitteleuropa anachronistisch ist hier die widerentdeckte Sorge um die Großeltern, wenngleich sie bildlich für den allgemein reaktionären Politkurs in neuem Gewand der westlichen Staaten steht. So besteht die Sorge auch hier praktisch im Abstand halten. In der „Schaufenster-Gesundheit“ der vor sich hin vegitierenden Großeltern, die seit Jahren freiwillig und nun, moralisch einwandfrei zu ihrem Schutz nicht besucht werden. Während der Staat mit seinen Kontrollmaßnahmen oft thematisierte paternalistische Züge annimmt, gewinnt das Individuum nur scheinbar an Handlungsspielraum, wenn es in Eigenverantwortung die Risikogruppen schützt, indem es sie ausgrenzt. Die Rücksicht auf die Großeltern und „Schwächsten der Gesellschaft“ ist dementsprechend nur ein trügerisches Alibi für die endgültige Exklusion eben dieser Bevölkerungsgruppen. Und das eben nicht dadurch, dass sie barbarisch aussortiert und vernichtet würden, sondern viel feiner durch ihre Identifikation als gefährdet, d.h. schwach und die nachfolgende Fürsorge durch Ausschluss an jeglicher verbliebener, gesellschaftlicher Teilhabe.
Nachdem die ersten europäischen, je nach Land unterschiedlich strengen Lockdowns eher großen Feldversuchen ähnelten wurden die gesammelten Erkenntnisse ausgewertet und werden die Maßnahmen nun in verfeinerter Form zum Einsatz gebracht. Weil sich Schulschließungen vor allem negativ auf die Produktivität der im HomeOffice eingesperrten Arbeitenden ausgewirkt haben, werden diese nun, mit aller Macht verhindert. Während im Frühling so alarmierend über die Infektionszahlen diskutiert und geschrieben wurde, reichen ein 5-faches der Zahlen nicht, um als systemrelevant erkannte Einrichtungen (Schulen, Kindertagesstätten) zu schließen. Wo bspw. in den USA ganz offen Hunderttausende Tote in Kauf genommen wurden, wird in Europa (zuerst mit Ausnahme Englands) zum Schein darauf geachtet eine „verträgliche“ Abwägung zwischen gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten anzustellen. Bei gleichen Zielen – d.h. dem Erhalt der wirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit – variieren international die Methoden. Ganz offensichtlich geht es im Hinblick auf dieses Ziel nicht um absolute Zahlen und Ergebnisse, sondern ausschließlich um das verhältnismäßige Abschneiden im Vergleich zur Konkurrenz. 200 000 Tote wie in den USA sind egal, solange es sich um die „Nutzlosen“ handelt und sie sich nicht auf die ökonomische Schlagkraft der Nation auswirken.
Als zu Beginn der Pandemie in Frankreich Stimmen im Regierungsapparat laut wurden, die von der Strategie mehrerer, aufeinanderfolgender Lockdowns sprachen konnten sich nur wenige vorstellen, wie das umsetzbar sein sollte. Die angesprochene Strategie gegen das Coronavirus sollte dafür sorgen die berühmte Infektionskurve immer wieder aufflammen zu lassen, sie dann durch strengste Kontaktbeschränkungen herunter zu drücken und das Gesundheitssystem zu entlasten und so nach und nach die Immunisierung innerhalb der Bevölkerung zu steigern. Mit dem ersten und nun darauffolgenden zweiten Lockdown einher geht eins der größten sozialen Experimente der letzten Jahrzehnte, womöglich sogar Jahrhunderte. Das in den letzten Jahren immer wieder thematisierte „nudging“ (dt. anstupsen), dass besonders in Bezug zu umweltfreundlichem Verhalten und einer gesunden Ernährung zum Einsatz gebracht wurde, ist in den letzten Monaten omnipräsent. Der sogenannte „libertäre Paternalismus“ bricht sich in Astandslinien in und vor Supermärkten, Verhaltensregeln in Gebäuden, aber auch auf öffentlichen Plätzen und mit Durchsagen bahn und erinnert bei jedem Atemzug an die neuen Regeln der physischen Distanzierung. Durch die unsichtbare Gefahr des Virus wird das Gegenüber zur potentiellen Gefahr und eben nicht zu einer*einem Verbündeten. Die Blicke der Anderen belohnen oder sanktionieren das eigene Verhalten im Hinblick auf die neuen sozialen Normen. Staatliche Kontrollinstanzen sind nur noch das ultimative Mittel zur Durchsetzung der „physischen“, aber tatsächlich sozialen Distanzierung. Wie in grauen Vorzeiten werden Nachbar und Nachbarin zu Richter*In und verstärken die Maßnahmen des Staates. Die so internalisierten Verhaltensmuster werden auch über das „Ende der Pandemie“ hinaus, verschwiegende gesellschaftliche Folgen nach sich tragen. Die so oft, glücklicherweise, aber noch wahrgenommene soziale Isolation wird immer mehr zur unhinterfragten Normalität.
Mit einher geht eine allgemeine Offensive gegen Freizeit und das was philosophisch schon viel zu oft zum Thema „Muße“ behandelt wurde. Die massiven und schon langfristigen Schließungen von Kulturangeboten sind nur ein Punkt dieses Angriffs auf das gesellschaftliche Ausdrucksvermögen. Als erstes traf es nicht überraschenderweise den öffentlichen Raum als Versammlungsort derer, die es sich nicht leisten können in Cafés oder Bars zu gehen. Der Verkauf von Alkohol bspw. wurde soweit eingeschränkt, dass die öffentlichen Treffpunkte zuerst weniger, mit dem Lockdown dann so gut wie garnicht mehr besucht wurden. Diskos, Bars und Cafés schlossen dann und schlussendlich auch Museen, Theater, Kinos und mehr oder weniger staatliche Kulturangebote. Alternative Orte des Austauschs, die für sich beanspruchen in Konflikt mit dem Staat zu stehen reihten sich nahezu widerstandslos in die geforderte nationale Einheit ein. Das oft mit ihnen verbundene politische Leben, die Veranstaltungen, Diskussionen oder das gemeinsame Sich-den-Rücken-Stärken, wurden mit all seinen Konsequenzen ins Private verschoben. Dem staatlichen Narrativ von der nun geforderten gegenseitigen Rücksichtnahme und kollektiven Verantwortung konnten besonders linksradikale nichts bis wenig entgegensetzen, geschweige denn ihre eigene Erzählung eben dieser, ihrer Kernthemen für eine breite Öffentlichkeit verständlich machen.
Wenngleich die USA unter Trump oder auch Brasilien unter Bolsonaro, gemäß der Einwohner*Innenzahlen wohl die Epizentren der fantastischsten Verschwörungstheorien um das Coronavirus waren, sind diese auch in Mitteleuropa weit verbreitet. Von einer geplanten Pandemie zur Dezimierung der Weltbevölkerung über das Virus als Vorwand kontrolliert eine Neue Weltordnung einzuführen, bis zu einer Mischung aus diesen und 1000 weiteren Theorien ist für jede*n etwas dabei. Auffällig ist, wie in anderen Texten schon angeführt wurde, dass sich ein weitreichender Kontrollverlust über das eigene Leben im Glauben an höhere, aber eben dunkle weltliche Mächte niederschlägt. Berechtigte Kritik an der staatlichen Struktur, die Überwachungs- und (wie angesprochen) Konditionierungsmaßnahmen durchsetzt tritt hinter einfachen Erklärungmustern individueller Schuld zurück. Darüber hinaus verstärken die, nun nach der Geflüchtetenkrise noch einmal forcierten und medial aufgeblasenen Grenzkontrollen das Gefühl einer „Gefahr von Außen“. Der mutmaßliche Ursprung des Virus in China und das Fingerzeigen auf undisziplinierte Südländer*Innen täuschen darüber hinweg, dass es sich vor allem um einen kapitalistischen Virus handelt, der auch und zuerst einmal mit den Vielflieger*Innen, den Gutverdienenden und eben dem Kapital an sich, um die Welt wanderte. Das auch jetzt schon offensichtlich ist, dass eben die ärmsten und generell prekarisierten Menschen am meisten – auch unter den gesundheitlichen – Folgen leiden, ist nur ein weiterer Punkt der auf die allgemein toxische Struktur hinter der Krise hinweist, Nationalisierungstendenzen bis jetzt aber nicht zu bremsen vermag.
Interessant werden dürften in den nächsten Monaten aber die sich schon jetzt häufenden Ausschreitungen gegen die neusten Corona-Maßnahmen in verschiedensten Ländern. Dabei handelt es sich – wie bei Massenbewegungen üblich – scheinbar um verschiendste Akteur*Innen, von Kleingewerbebetreiber*Innen, über Jugendliche aus den populären Vierteln, bis hin zu organisierteren Leuten aus linken und auch rechtem Spektrum. Während in Italien bspw. besonders das durch die Krise noch weiter zugespitzte ökonomische Elend eine große Rolle spielt, revoltieren in Frankreich Schüler*Innen mit Blockaden gegen ihren fehlenden Schutz vor dem Virus im Allgemeinen und die Lehrbedingungen während der Krise im Speziellen. Zumindest dort gibt es genügend Anknüpfungspunkte und Gelegenheiten des gegenseitigen Austauschs, die von niemandem der*die politisch in die aktuelle Krise intervenieren will, verpasst werden darf.
Wie in diesem Text deutlich geworden sein sollte beschränken sich die Maßnahmen im Zuge der Coronapandemie auch nicht auf einzelne der beleuchteten Felder, sondern stellen das gesamte (Zusammen-)leben in westlichen Gesellschaften in Frage.
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The so-called corona crisis is by far the most far-reaching crisis of recent decades. While in Europe almost total curfews, otherwise known only from wartime, are not even the exception (France, Spain, Italy, Belgium, England), there is no state on the „old continent“ that does not intervene massively in the freedom of movement of its citizens by restricting and tracing contacts. From an economic point of view, the western world is in its worst crisis since the Second World War, not even comparable to the global financial crisis of 2008. Yet the rising unemployment figures, the silent falling of large parts of the population towards and below the „poverty line“ are only harbingers of an emerging general bankruptcy. On the other hand, capital-strong multinational corporations are profiting from the crisis and impressively showcasing their adaptability. The digitalization of capitalism, which has been enforced for years, is in recent months and via the superiority of the market leaders breaking through into all areas of life. In the classic capitalist manner, all those who cannot or do not want to adapt are left behind.
Socially and economically it is literally a „physical“ crisis. The sterilization of the public space, which we otherwise only know from dystopian futuristic films, is made a desirable goal. Columns dressed in Chernobyl-like protective suits disinfect the public space and bring the perverse dream of purity, not only figuratively, ever closer. The „Freudian slip“ of „social distancing“ is translated as „physical distancing“ in Orwellian, but does not lose its isolation effect. After HomeOffice was first advertised as an incentive for the individual, more than 9 months after the beginning of the pandemic in Europe, for example in France, penalties are being discussed for companies that cannot or do not want to implement HomeOffice. The home, already infected by constant accessibility, becomes a sick workplace once and for all with the mandatory home work. The dining room becomes a conference table, the kitchen a lonely canteen and the bedroom a camp bed while being on a job. The (above all economically) almost obsolete concept of father, mother and child experiences its reactionary comeback in a forced return to the essential. The relapse into early capitalist living and working conditions with a modern touch is included here. The losers of this rollback are especially the women, who, with the home office imposed on them and the abolition of childcare services, once again have to manage two or more jobs in the rented four walls. At the mercy of their husbands, who are usually sitting in the pub after work and who are really no longer of any use at all.
„Monitoring“ and „isolating“ are expressions of the responsible caring of a state worried about its citizens, which tries to hide the fact that its fragmented „social welfare net“ is only seemingly prepared in case of sanitary emergencies, but was never really prepared to care for all people. More than ever before, social measures obscure the economic motives behind the measures adopted, which in turn have far-reaching social consequences. While, for example, the ecological consequences of capitalism have been externalized primarily to the countries of the global South, the paradigm of a standstill in production, which must be avoided at all costs, is now also affecting large parts of Western society. Less frontal, less brutal, less physically seizable, but rather adapted to the Western narrative of modernity, packaged as progress and the result of numerous technical achievements – for the benefit of all.
Thus it is easier to swallow the state-prescribed pills of social control. Almost like Huxley, in „A brave new world“, to be and remain happy – the mantra here is more and more often „Stay healthy!“ In the process, voluntary self-isolation is fantasized into a moment of pause and reflection. The social reality on the one hand, so often perceived as suffocating, even becomes a state narrative, which is contrasted with breathing deeply at home and in the family circle. But it is not the state and socially normative straightjacket, as emancipatory movements and protagonists have always propagated, that figuratively represents asphyxia, but uniquely the danger of infection with the corona virus.
Political decision-makers propagate the responsibility of each individual for the renewed focus on „public health“. More than ever, this „people“, the much-cited national unity, includes only those who are useful to it. The manager who, through her/his ingenuity, ensures that her/his start-up continues to deliver and thus, once again, with her/his assumption of responsibility, justifies her/his disproportionate salary. Then also those who produce what is to be delivered – in disregard of their own sanitary risks. Just like the hospital staff who, at the beginning of the pandemic, without protective equipment and under the most adverse conditions, compensated for the state failure in the health care system and thus the latter itself, and are rewarded for this with applause at 8 pm and now with even more overtime. In the end, it includes the self-proclaimed supervisors of the new rules on the windows, in the supermarket queue or even during the authorized walk – if possible alone. Denunciation is the collective responsibility that has been hastily declared dead over the past 90 years, but has now been resurrected. Vis-à-vis the people of the responsible, capable, selfless and attentive, stand those with greater problems than corona infections and infectionscene behind the (for health reasons) closed borders – outside the EU. On the inside they are the irresponsible, unemployed and unwilling, ignorant people who do not recognize the gravity of the situation for the people.
Especially in Central Europe, the rediscovered concern for the grandparents is anachronistic, although it is a symbol of the overall reactionary political course in the new guise of the Western states. So here, too, there is a practical concern to keep a distance. In the “ showcase health“ of the grandparents vegetating, who for years have been voluntarily and now, morally correct, not been visited for their protection. While the state with its control measures takes on often discussed paternalistic patterns, the individual only apparently gains room for action if he or she protects the risk groups on his or her own responsibility by excluding them. Consideration for grandparents and the „weakest members of society“ is accordingly only a deceptive alibi for the final exclusion of these very groups. And this not by barbarically sorting out and annihilating them, but much more subtly by identifying them as endangered, i.e. weak and the subsequent care by excluding them from any remaining social participation.
After the first European lockdowns, which varied in severity from one country to another, resembled rather large large-scale outdoor experiments, the knowledge gained was evaluated and the measures are now being applied in a more refined form. Because school closures have had a negative impact on the productivity of workers locked up in their home offices, they are now being vigorously prevented. While the infection figures were discussed and written about so alarmingly in spring, five times the numbers are not enough to close facilities (schools, kindergardens) that are identified as systemically relevant. Whereas in the USA, for example, hundreds of thousands of deaths were openly accepted, in Europe (initially with the exception of England) attention seems to be paid to a „tolerable“ balance between health, social and economic necessities. For the same goals – i.e. maintaining economic competitiveness – the methods vary internationally. Obviously, this objective is not about absolute numbers and results, but only about the relative performance compared to the competitors. 200,000 deaths, as in the USA, do not matter as long as they are part of the „useless“ people and do not affect the nation’s economic potency.
When, at the beginning of the pandemic in France, voices were heard in the government apparatus that spoke of a strategy of several successive lockdowns, few could imagine how this could be implemented. The strategy against the coronavirus mentioned above was intended to ensure that the famous infection curve would flare up again and time again, to push it down then through the strictest contact restrictions to relieve the health system and thus gradually increase immunization within the population. The first and now subsequent second lockdown is accompanied by one of the biggest social experiments in recent decades, possibly even centuries. The so called „nudging“, which has been a recurrent theme in recent years, and which has been used particularly in relation to enforce environmentally friendly behaviours and to encourage healthy eating, has become omnipresent in recent months. So-called „libertarian paternalism“ is breaking through in distancing lines in and in front of supermarkets, rules of conduct in buildings, but also in public places and with announcements, reminding us with every breath of the new rules of physical distancing. Through the invisible danger of the virus, the person in front of you becomes a potential danger and not an ally. The looks of the others reward or sanction one’s own behaviours in regard to the new social norms. State control bodies are now only the ultimate means of enforcing „physical“, but actually social distancing. As in the dim and distant past, the neighbours become judges and reinforce the measures of the state. The behaviour patterns internalized in this way will have hidden social consequences even beyond the „end of the pandemic“. The luckely still perceived social isolation will increasingly become the unquestioned normality.
Alongside this goes a general offensive against leisure time and what has been philosophically discussed far too often on the subject of „leisure“. The massive and already long-term closures of cultural offers are only one point of this attack on the social capacity of expression. Not surprisingly, the first to be hit was the public space as a meeting place for those who cannot afford to go to cafés or bars. The sale of alcohol, for example, was restricted to such an extent that the public meeting places were visited less at first, and then, with the lockdown, practically no longer at all. Discos, bars and cafés then and finally also museums, theatres, cinemas and more or less state-run cultural facilities closed down. Alternative places of exchange, which claim to be in conflict with the state, joined the demanded national unity almost without resistance. The political life often connected with them, the events, discussions or the common support experienced there, were shifted into the private sphere with all the consequences. The state narrative of mutual care and collective responsibility was nothing that the radical left in particular could counter, nor explain these core issues of their own politics comprehensively to a broad public.
Although the USA under Trump or Brazil under Bolsonaro were the epicenters of the most fantastic conspiracy theories about the coronavirus, according to the population, these theories are also widespread in Central Europe. From a planned pandemic to decimate the world population, to the virus as an excuse to introduce a New World Order in a controlled way, to a mixture of these and 1000 other theories, there is something to believe in for everybody. It is striking, as already mentioned in other texts, that a far-reaching loss of control over one’s own life is reflected in the belief in higher, but dark worldly powers. Justified criticism of the state structure that enforces surveillance and (as mentioned above) conditioning measures takes a back seat to simple explanations of individual guilt. In addition, the border controls, which have now been stepped up again in the wake of the so called refugee crisis and were inflated by the media, reinforce the feeling of a “ threat from outside“. The presumed origin of the virus in China and the finger-pointing at undisciplined southerners disguise the fact that it is above all a capitalist virus, which also and first and foremost migrated around the world with the frequent flyers, the high income groups and capital itself. It is already obvious that the poorest and generally precarious people suffer the most – also from the health consequences – and only one more point illustrating the generally toxic structure behind the crisis, which has been unable to slow down nationalization tendencies so far.
However, over the next few months, the situation with already increasing numbers of riots against the latest corona measures in various countries is likely to become interesting. As quite usual in mass movements, there are apparently many different actors, from small business owners, to young people from popular urban areas, to more organized people from the left and right political spectrum. While in Italy, for example, the economic misery exacerbated by the crisis plays a major role, in France school students revolt with blockades against their lack of protection against the virus in general and the learning conditions during the crisis in particular. At least in this cases, there are enough points of contact and opportunities for mutual exchange that cannot be missed, by anyone who wants to intervene politically in the ongoing crisis.
As this text should have made clear, the measures taken in the course of the corona pandemic are also not limited to specific fields, but call into question the entire social life in Western societies.