Outing eines Mehrfachtäters des Mensch Meiers

Triggerwarnung:
Dieser Text enthält Inhalte über sexualisierte Gewalt und Täterschutz

Aufgrund langjähriger täterschützender Ereignisse und Dynamiken rund um das Meier haben wir entschlossen unser Schweigen nach all den Jahren (doch noch) zu brechen.

Über mehrere Jahre hinweg haben mehrere Personen sexualisierte Gewalt von einem Täter namens C. D. erfahren.

Manche der Betroffene mussten darauffolgend teils ähnliche negative Erfahrungen seitens des Clubs erleben. Betroffene wurden von Personen, welche dort arbeiten, bei Versuchen, sein mehrfach sexuell übergriffiges Verhalten anzusprechen, nicht ernst genommen. Manche Vorfälle haben sich an Abenden ereignet, an denen es keine Awarenesstrukturen gab. Betroffene wurden allein gelassen, teils wurden die Vorfälle delegitimiert oder heruntergespielt. Bei manchen wurde die Schuld bei den Betroffenen gesucht, und manchmal wurde sein Verhalten mit seinem übermäßigen Konsum von Alkohol und Partydrogen begründet und die Schuld auch da verschoben. In keiner der Fälle hat eine Betroffene angemessenen Support erfahren, und erst recht nicht den Support, den ein kollektiv betriebener Club innerhalb linker Strukturen anbieten sollte.

Der Täter selbst hat wie erwartet keinerlei Verantwortung übernommen, sondern seine Machtposition als Barkeeper/Runner über Jahre ausgenutzt. Genau so haben sich ebenso die Mitarbeitenden und Kollektivmitglieder darauf ausgeruht, dass ihr Gästepool stabil bleibt, auch wenn mit der Zeit einige Betroffen dem Club fern bleiben, und sich den Raum von Tätern und deren Unterstützer*Innen nehmen lassen mussten.

Einer der Vorfälle ereignete sich in dem Zeitraum, in dem sogar selbst innerhalb der Mensch Meier-Awareness Strukturen Täter arbeiteten. Sich an diese Strukturen zu wenden, war also in gewissen Zeit auch keine Option. Zudem war mit der Zeit auch offensichtlich, dass sich mehrere gewaltausübende Personen unter den Mitarbeitenden und innerhalb des Kernkollektivs, so wie an der Tür befinden. Das Vertrauen, angemessenen Support zu bekommen, schwand. Bei manchen dieser Täter haben die Vorfälle mit der Zeit eine Frequenz oder Intensität erreicht, dass nach langer Zeit des Wegschauens und Legitimierens, Aktion seitens Mensch Meier ergriffen wurde und diese vom Club ausgeschlossen wurden. Statements dazu fehlen allerdings bis heute, so dass auch in diesen Fällen, ähnlich wie in unserem Fall, einige weitere Betroffene nichts davon wissen, dass diese Täter nun aus dem Meier exkludiert wurden.

So auch in dem Fall um den Täter C. D.. Bis sich die Information über den Rauswurf von C.D. verbreitet hat und Betroffene von C.D. erreicht hat, sind mehrere Monate bis Jahre vergangen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es weitere Betroffene von ihm gibt, die bis heute nichts davon wissen. Somit wird ihnen weiterhin die Möglichkeit genommen, Aufarbeitung und Support zu erhalten.

Wäre das nicht schon alles schlimm genug, mussten Betroffene beziehungsweise deren Supporter*Innen leider auf der Fusion feststellen, dass weiterhin nichts von Verantwortungsübernahme seitens des Täters oder Konsequenzen seitens des Meiers zu sehen war. Viel mehr erinnerte uns der Umgang an den Umgang der katholischen Kirche. So sehr manche beruhigt waren, nicht weiter einen großen Bogen um die Täterhöhle – ääh Räuberhöhle machen zu müssen, umso größer war der Schock, als sich die Nachricht verbreitet hat, dass C. D. in den Strukturen des Floors „Queerfeld“ war, somit erneut in einer Machtposition.

Ohne Aufarbeitung und ohne Mühe seitens Mensch Meiers weitere Betroffene zu supporten und weitere potentiell-Betroffene zu schützen, sehen wir das extrem kritisch, Täter einfach von Crew zu Crew zu schieben, während Betroffene einen Floor nach nen anderen meiden müssen.

Wir fordern, dass der Club Mensch Meier die bisher fehlende Aufarbeitung nachholt und genauso transparent mit den Vorfällen sexualisierter Gewalt umgeht, wie der Club das auch bei anderen Tätern, wie Djs kooperierender Crews des Clubs macht. Es reicht nicht, mit erhobenem Zeigefinger auf Täter externer Strukturen zu zeigen – und Statements und Outings nur dann zu veröffentlichen, wenn es nicht im eigenen Kreis passiert und nur wenn Täter keine freundschaftlichen oder anderweitigen Beziehungen zu anderen Crewmitgliedern pflegen.

Es kann sein, dass das Kollektiv im Sinne „einer“ betroffenen Person gehandelt hat, weil diese Person selbst Teil des Meiers ist. Jegliche Bedürfnisse anderer Betroffener wurden jedoch über Jahre übergangen. Dass der Club erst gehandelt hat, nachdem sein übergriffiges Verhalten nach zig Vorfällen von einer Person aus den eigenen Strukturen angesprochen wird, während Betroffene nicht ernst genommen werden, welche lediglich „Gäste“ sind und keinen engeren Bezug zu Menschen in oder ums Meier haben, ist extrem verwerflich.

Zudem fordern wir vom Mensch Meier Kollektiv, dass Verantwortung und Konsequenzen auch für alle anderen Täter, die noch nicht ausgeschlossen wurden, übernimmt und den Täterschutz endlich beendet. Neben längst bekannten Tätern innerhalb des Türkollektivs gibt es weitere Täter, die aufgrund von familiären oder partnerschaftlichen Beziehungen von anderen Meier-Mitarbeiter*Innen oder Kollektivmitgliedern geschützt werden und sich durch deren Machtpositionen aus der Verantwortung ziehen können und weitere Personen gefährden. Eine weitere gewaltausübende Person hat mit dem Kiosk im Club zu tun. Geschützt und gedeckt wird diese Person von einer dieser nahestehenden Flinta Person der Mensch Meier Struktur.

Dass der Club Ende des Jahres zugrunde geht, hat nicht nur mit finanziellen Schwierigkeiten zu tun. Es ist kein Zufall, dass es in den letzten Jahren zu mehreren Rauswürfen von Tätern kam. Dass das Kollektiv dadurch deutlich kleiner wurde, sowie der Mitarbeiter*Innen Pool schrumpft, ist hier eine logische Konsequenz. Dafür, dass sich ein Club so links und feministisch nach außen inszeniert, ist die Anzahl der bisherigen Täter in verschiedenen Gewerkschaften und im Kollektivkern selbst, ziemlich hoch.

Mensch Meier – Wie lange dauert es noch bis ihr den Mut habt zuzugeben, dass euer Club diskriminierende und patriarchale Strukturen aufweist und diese bewusst aufrechterhält?
Hört endlich auf euch als feministischer oder safer Space zu präsentieren – eure Strukturen gefährden Menschen. Dass es zu transfeindlichen Vorfällen kam, welche genauso wenig ernst genommen werden, ist nicht verwunderlich.

Da der Club seine Täterprobleme nicht mal in den Griff bekommen will, sondern Menschen sich auf deren Machtposition ausruhen, ist das Niederlegen des Clubs kein Verlust für jegliche marginalisierte Menschen. Im Gegenteil, wir hoffen, dass sich dadurch Raum für ein neues emanzipatorisches, solidarisches und queer-feministisches Projekt eröffnet!

Bevor ihr als Kollektiv weiter agiert, fordern wir euch auf, in eurer neu gewonnen freien Zeit Hausaufgaben zu erledigen. Ihr solltet euch alle mal intensiv mit Täterschaft, Täter-Opfer Umkehr und patriarchaler Gewalt in der Clubkultur auseinanderzusetzen. Zudem solltet ihr – nach eurem Verlust des Meiers als schützende Machtstruktur und Gruppengefüge hinter euch – mit etwas Abstand darauf mal ehrlich aufarbeiten, was Macht im hedonistischen Partykontext mit Menschen machen kann. Das Mensch Meier ist kein Stück anders als jeder kommerzielle nicht-linke Partyschuppen. Das sollte reflektiert werden. Es ist wie gesagt kein Zufall, dass euer Club mehr Täter in den Strukturen hat und Taten begünstigt hat, als manch anderer Club.

Wenn es weitere Betroffene gibt seitens Täter C. D. oder von anderen Tätern aus dem Club, könnt ihr euch gerne bezüglich Support bei uns melden. Auch wenn ihr uns Erfahrungen mitteilen wollt oder einfach nur mal gehört werden wollt.

Ihr erreicht uns unter supportvernetzung@systemli.org

Vollste Solidarität mit allen Betroffenen!

Hate geht raus an alle Täter und Täterschützer*Innen in und außerhalb des Mensch Meiers, sowie alle weiteren misogynen und transfeindlichen und sonstigen Arschlöchern!

FLINTA DIE KÄMPFEN SIND FLINTA DIE LEBEN