Macron auf der Landwirtschaftsmesse: Man hätte ihn nicht einladen sollen!

Im Gegensatz zu dem, was Emmanuel Macron und die FNSEA glauben machen wollen, wurden ‘Les Soulèvements de la terre’ mit dem Ziel gegründet, für den Erhalt einer bäuerlichen Landwirtschaft und gegen die künstliche Nutzung von Land und Landgrabbing zu kämpfen. Wir sind nicht gegen die Landwirte, sondern setzen uns seit unseren Anfängen an der Seite eines Großteils von ihnen dafür ein, dass die Ressourcen, die Böden und das Wasser geschützt werden: Das ist die Voraussetzung dafür, dass auch morgen noch Landwirtschaft möglich ist und dass viele Menschen vom Bauernstand leben können. Der Élysée-Palast hat über verschiedene Kanäle durchaus versucht, mit uns Kontakt aufzunehmen, um uns zu dieser „großen Debatte“ einzuladen [1]. Hier einige Klarstellungen zu unserer Positionierung und zu den letzten 48 Stunden.

Innerhalb von zwei Tagen hat sich Emmanuel Macrons Besuch der Landwirtschaftsmesse zu einer Farce entwickelt und wurde von einer Summe von Lügen der Exekutive begleitet. In einer Zeit, in der es in der Landwirtschaft zu einem beispiellosen Aufruhr kam, versuchte Macron, den Konflikt zu entschärfen, indem er die Suppe der „großen Debatte“ wieder auftischte. Doch vom Betrug des Bürgerkonvents für das Klima bis hin zu den Scheinverhandlungen über die Renten ist niemand mehr bereit, sich als Statist zu betätigen, um die Monologe des Präsidenten zu legitimieren. Die Einladung der ‘Soulèvements de la terre’ hat die FNSEA, die Rechte und die extreme Rechte in Rage gebracht. Wir glaubten zunächst an einen Scherz, als wir erfuhren, dass der Elysée-Palast mit uns Kontakt aufnehmen wollte, um an der Debatte teilzunehmen. Offensichtlich hätten wir uns niemals auf eine solche Maskerade eingelassen, deren einziges Ziel es ist, die laufende Rebellion in der Landwirtschaft auszulöschen. Unser Platz ist in den Kämpfen mit den Bauern und Bäuerinnen, in den Blockaden der Plattformen der großen Handelsketten oder in den Besetzungen der Sitze der Agrarindustrie. Die Debatten führen wir im Alltag, vor Ort, mit den Bewohnern und Bauern der Gebiete.

Die Führung der FNSEA und die Regierung ziehen an einem Strang, um der Bauernbewegung ein Ende zu setzen, und arbeiten auf eine Landwirtschaft ohne Landwirte hin. Sie versuchen, die Wut mit einem Maßnahmenpaket umzulenken, von dem nur die Bosse des Agrargeschäfts profitieren werden, ohne drei zentrale Fragen zu lösen: (1) das bäuerliche Einkommen, die Fähigkeit, in Würde von der Arbeit auf dem Land zu leben; (2) die Änderung des Landwirtschaftsmodells, um angesichts der ökologischen Verwüstung Land und Wasser zu schützen; (3) und schließlich die Garantie, dass alle Menschen Zugang zu gesunden und lokalen Lebensmitteln haben. Das Gesetz zur Ausrichtung der Landwirtschaft, das den Einsatz von Pestiziden erleichtert und die Mega-Becken zugunsten einer Minderheit von exportierenden Landwirten verallgemeinert, ist keine Antwort auf eine dieser Herausforderungen.

Die Verzweiflung in der Landwirtschaft, die Selbstmorde und die Wut sind die Folgen einer bewussten Politik der Zerstörung der Bauernklasse: durch den weltweiten Wettbewerb und die Freihandelsabkommen und durch die Organisation einer Abhängigkeit vom agroindustriellen Komplex, der den Landwirten die Kontrolle über ihren Beruf entzieht, sie überschuldet und ihre Tätigkeit an die Profite der großen Einzelhandelsketten und der Lebensmittelindustrie koppelt.

Wir tragen mit den ‘Soulèvements de la Terre’ zu verschiedenen Kämpfen zur Verteidigung der Bauern und Bäuerinnen bei. Im Gegensatz zu dem, was die Propaganda der Regierung glauben machen will, haben wir nie „Bauernhöfe angegriffen“, sondern Infrastrukturen des agroindustriellen Komplexes ins Visier genommen: Wasserbecken in Deux-Sèvres, eine Monsanto-Fabrik in Lyon, giftige Experimente der Gemüseanbauindustrie in Nantes, Rückeroberung von Land von Spekulanten und ‘Verkauf’ der Weinberge von Bernard Arnault zur Unterstützung von bäuerlichen Einrichtungen. Mehrere Generationen von Bauern und Bäuerinnen finden sich in unseren Demonstrationen wieder und nehmen voll und ganz an den ‘Erhebungen der Erde’ teil.

Im Gegensatz zu dem, was die FNSEA glauben machen will, gibt es keine einheitliche landwirtschaftliche Welt, deren Interessen sie vertreten würde. Es gibt eine agroindustrielle Großbourgeoisie, deren Vertreter Arnaud Rousseau ist, die das Land und die staatlichen Beihilfen an sich reißt und konzentriert. Und auf der anderen Seite gibt es Massen von prekären Landarbeitern und mittelständischen Landwirten, die auf dem besten Weg in die Verarmung sind. Die Regierung und die Führung der FNSEA versuchen wieder einmal, Umweltschützer und Bauern gegeneinander auszuspielen. Für uns kommt es nicht in Frage, dass die Bauern weiterhin zwischen wirtschaftlichem Selbstmord und Selbstmord durch Pestizide eingeklemmt werden. Wir sind davon überzeugt, dass der soziale Kampf der Arbeiter auf dem Land und der ökologische Kampf gegen die fortschreitende Verwüstung untrennbar miteinander verbunden sind. Dies werden wir während der Aktionsperiode von ‘Les Soulèvements de la terre’, die in diesem Frühjahr beginnt, einmal mehr unter Beweis stellen.

Die Aufregung auf der Landwirtschaftsmesse zeigt, dass die Bewegung, die im Januar 2021 entstand, nicht so bald wieder verschwinden wird. Wir werden weiterhin, wie in den letzten Wochen, Blockaden und Aktionen gegen multinationale Konzerne wie Avril und Lactalis, die ihr Geld auf dem Rücken der Bauern verdienen, unterstützen.

[1] Der Elysée-Palast hat über die Büros von Pascal Canfin und Gabriel Attal sehr wohl versucht, mit Mitgliedern von ‘Les Soulèvements de la terre’ Kontakt aufzunehmen, um uns zu dieser Debatte einzuladen. Tatsächlich bestätigte ein EELV-Europaabgeordneter am Donnerstag, dem 22. Februar, dass er die Telefonnummer einer unserer Sprecherinnen an das Büro von Pascal Canfin (RE) weitergeleitet hatte, das dafür zuständig war, die Verbindung zum Élysée-Palast herzustellen, um uns zu dieser „großen Debatte“ einzuladen. Mitglieder des Beraterstabs von Gabriel Attal kontaktierten eine nationale Politikerin von EELV, um einen Kontakt bei ‘Les Soulèvements de la terre’ wiederherzustellen. Dies deckt sich mit den Ankündigungen des Elysée-Palastes bezüglich unserer Einladung während der Pressekonferenz am Donnerstag, den 22. Februar.

[2] Unsere erste Pressemitteilung über die aktuelle Bewegung in der Landwirtschaft vom 31. Januar: https://lessoulevementsdelaterre.org/fr-fr/blog/mouvement-agricole-communique-soulevements

Übersetzt aus dem Französischen von Bonustracks.

https://bonustracks.blackblogs.org/2024/02/24/macron-auf-der-landwirtschaftsmesse-man-hatte-ihn-nicht-einladen-sollen/

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passiert am 24.02.2024