Attacken auf neues Geschäft Links-Extremisten erklären „Haus des Friedens“ in Kreuzberg den Krieg

Cansu Düzgün (32) steht fassungslos hinter der Ladentheke: „Eben stand ein junger Mann im Laden, er sagte mir, dass uns hier in Kreuzberg niemand will.“

Sie ist die stellvertretende Chefin vom „Haus des Friedens“ – ein neuer Laden an der Reichenberger Straße. Im Geschäft werden vegane und nachhaltige Produkte verkauft, auch ein kleines Bistro gibt es.

Seit Juli ist geöffnet, doch das passt offenkundig nicht jedem. Vergangene Woche wurden die Roll-Läden beschmiert: „Yuppie-F***“, „36 hasst Euch!“, „Raus aus Berlin“, „Verpisst euch aus Berlin“ und „#HDF“ (die Abkürzung steht für: Halt die Fresse).

Klare Botschaft der anonymen Schmierfinken: Nicht alle im Reichenberger Kiez sind von dem neuen Laden begeistert.

Und nun werden die Drohungen sogar persönlich überbracht. Für Düzgün ein großer Schock. „Viele glauben, der Laden sei von Papa bezahlt. Sie wissen gar nicht, wer dahintersteht. Ich bin selbst aus dem Kiez!“

Der Kreuzberger CDU-Abgeordnete Kurt Wansner (73) glaubt: „Die linke Szene ist im Reichenberg-Kiez auf dem Rückzug. Jetzt wird sich noch ein letztes Mal aufgespielt und so getan, als hätte man noch das Sagen.“ Sein Rat an Düzgün: „Sie müssen durchhalten!“

Auch Innen-Experte Tom Schreiber (42, SPD) war selbst schon mehrfach Opfer von Hass-Attacken und Drohungen Linksradikaler. Er weiß: „Schmierereien und persönliche Ansprachen sind altbekannte Strategien der Linksextremisten. Da muss eine Stadt aufstehen und sagen, das so etwas nicht hingenommen wird.“

Der Kampf von Linksradikalen gegen Verdrängung in der Hauptstadt ist nicht neu. Immer wieder mit Einschüchterung, mitunter mit purer Gewalt.

2013 veröffentlichten Extremisten eine „Berliner Liste“ mit Adressen von Politikern, Wohnungs-Eigentümern und Unternehmern, die sie für Gentrifizierung verantwortlich machen. In Kreuzberg wurden damals Haus-Fassaden mit Farbe attackiert, ein frisch gegossenes Beton-Fundament eines angeblichen Luxus-Neubaus „geflutet“.

Vor vier Jahren attackierten Vermummte das Restaurant „Vertikal“ an der Reichenberger Straße – mit Eispickeln wurden die Scheiben zerstört. Die Betreiberin malte damals Monster auf die beschädigte Glasfront.

Düzgün kündigt an: Die Hass-Botschaften will sie „in etwas Schönes“ verwandeln.

https://www.bz-berlin.de/berlin/friedrichshain-kreuzberg/links-extremisten-erklaeren-haus-des-friedens-in-kreuzberg-den-krieg

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passiert am 04.10.21