Wem gehört die Zukunft im Laskerkiez?

Es geht um die Zukunft – nicht nur eines Kinos am Ostkreuz

Ca. 800 Menschen haben sich am 13. November am Rudolfplatz im Südteil von Friedrichshain getroffen, um gegen die Verdrängung von Kultureinrichtungen, Spätkaufs und Bewohner*innen zu demonstrieren. Nur 200 waren angemeldet. Die Veranstalter*innen waren begeistert über die große Resonanz. Damit wurde auch deutlich, dass sich die Bewohner*innen im Südteil Friedrichshains Sorgen über die rasanten Gentrifizierungstendenzen machen. Sie trugen selbstgemachte Schilder, auf denen beispielsweise stand „Keine Zukunft ohne Zukunft“. Immer wieder wurde die Parole gerufen: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“. Gemeint ist damit die Kulturbar „Zukunft am Ostkreuz“, die gleichzeitig ein Kino betreibt und in der Laskerstraße 5 ihren Sitz hat. Der „Zukunft“ wurde bis zum 31. März 2022 gekündigt wurde. Im Jahr 2011wurde die „Zukunft“ in den heruntergekommenen Räumen eines ehemaligen Filmlagers eröffnet. In den letzten Jahren wurde es nicht nur zu einer guten Adresse für unterhaltsame und anspruchsvolle Filme, sondern auch für Konzerte, Theateraufführungen und Ausstellungen. Zudem wurde die Kneipe in der „Zukunft“ auch in der Nachbarschaft gut angenommen. Daraus erklärt sich auch die große Solidarität, nachdem die Kündigung bekannt wurde. Innerhalb weniger Tage wurde eine Petition mit der Forderung „Verhindert den Rauswurf der Zukunft am Ostkreuz zum 31. März 2022“ von fast 8000 Menschen unterzeichnet. Die gute Resonanz auf die Demonstration ist ein weiterer Beweis, dass die „Zukunft“ viele Unterstützer*innen hat.

Es geht um mehr als nur ein Kino

Dass es den dortigen Bewohner*innen aber um mehr als um den Erhalt eines Kinos geht, wurde in vielen Reden und Parolen deutlich. So hingen aus zahlreichen Fenstern und an Balkonen der Wohnhäuser, meistens Plattenbauten, an der Demoroute Transparente mit der Parole „Pandion raus“. Gemeint ist der Kölner Investor Pandion, der im Laskerkiez den „Ostkreuz Campus“ errichten will. Seit mehreren Monaten wehrt sich die Initiative „Wem gehört der Laskerkiez?“ (https://www.facebook.com/Wem-gehört-der-Laskerkiez-106754814926842/) nicht nur gegen diesen Nobelbau, sondern auch gegen weitere hochpreisige Neubauten der Investoren Trockland, Adam Europe Real Estate, RFR Development GmbH und Padovicz in der Umgebung. Es ist auch diese Sorge, um die massive Aufwertung des Areals zwischen Modersohnbrücke und Ostkreuz, die die Menschen auf die Straße treibt, auch wenn es um den Erhalt eines Kinos geht. „Erst verschwinden die Kulturstandorte und Spätis, dann die Bewohnerinnen und Bewohner, die dort konsumieren“, begründete eine Anwohnerin ihr Engagement für die „Zukunft am Ostkreuz“. So fand die erste Zwischenkundgebung der Demonstration vor dem Spätkauf am Rudolfplatz statt, dem gekündigt wurde. Die Kündigung wurde zurückgenommen, nachdem es die ersten Proteste in der Nachbarschaft gab. So einfach wird es bei der „Zukunft“ wohl nicht sein. Die Mitarbeiter*innen betonten in ihren Beitrag auf der Abschlussveranstaltung, dass ohne die Initiative „Wem gehört der Laskerkiez?“ die Solidaritätsdemonstration in so kurzer Zeit nicht möglich gewesen wäre.

In den nächsten Wochen sind weitere Aktionen geplant. So soll es am 3.12. in der „Zukunft“ einen Aktionstag mit Filmen und Diskussionsveranstaltungen geben. Am 12. Dezember ist ab 13 Uhr ein Kiezspaziergang geplant, der von der Rummelsburger Bucht, vorbei an der „Zukunft“ durch den Laskerkiez bis zum Amazon-Tower an der Warschauer Brücke zu den Orten von Verdrängung und Widerstand im Südkiez Friedrichshains ziehen soll. Es wird dort auch die Frage gestellt, wer wird im Zukunft das Gesicht des Kiezes bestimmen: Die Menschen, die jetzt dort wohnen, ihre Kultureinrichtungen und ihre Spätes oder Konzernen wie Amazon. Pandion, Trocknend, Padovicz…

Wir bleiben alle Fhhain

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passiert am 13.11.2021