Vier Texte zu der letzten Operation, Operation Sibilla, gegen die anarchistische Bewegung in Italien

Wir haben vier Texte aus dem anarchistischen Infoportal Round Robin zu der letzten Operation gegen die anarchistische Bewegung in Italien übersetzt. Diesesmal richtet sich die Repression der Staates gegen eine anarchistische Publikation namens „Vetriolo“. Wir werden in kommender Zeit weiter darüber berichten.

Quelle: ROUND ROBIN , die Übersetzung ist von uns.

ITALIEN: ROS [SONDEREINSATZKOMMANDO DER CARABINIERI] DURCHSUCHTE DIE WOHNUNGEN VON DUTZENDEN VON GEFÄHRTEN IN GANZ ITALIEN.

Vom 13/11/2021

Am 11.11.2021 um 4 Uhr morgens durchsuchten die ROS [Sondereinsatzkommandos der Carabinieri] auf Anweisung von Staatsanwalt Comodi im Rahmen einer von den Sesselfurzern Nobili und Basilone eingeleiteten Untersuchung die Wohnungen von Dutzenden von Gefährten in ganz Italien.

Alfredo, der wegen dem Schuss auf den Generaldirektor von Ansaldo Nucleare, Adinolfi, und wegen der „Operation Scripta Manent“ inhaftiert ist, wurde über eine weitere Präventivhaft informiert; ein weiterer Gefährte steht unter Hausarrest, vier weitere wurden verpflichtet, sich in ihrem eigenen Wohngebiet mit regelmäßigen Meldungen (A.d.Ü., bei den Bullen) aufzuhalten.

Der Hauptvorwurf lautet, eine Vereinigung zu terroristischen Zwecken gegründet und gefördert zu haben, ein Vorwurf, der sich insbesondere auf die Zeitung „Vetriolo“ und einige in ihr veröffentlichte Artikel bezieht.

Im Zusammenhang mit dieser Operation wurde den Redakteuren von Roundrobin noch am selben Abend mitgeteilt, dass gegen sie ermittelt wird: Die Anschuldigungen (Drohungen, Anstiftung zu Straftaten, Vereinigung zu terroristischen Zwecken) stehen im Zusammenhang mit der Veröffentlichung einiger Schriften, die nach Ansicht der Polizei von einigen der Gefährten, gegen die ermittelt wird, unterzeichnet sind.

Als Roundrobin wollten wir immer allen anarchistischen Ideen und Debatten Raum geben und sind stolz darauf, die Schriften der angeklagten Gefährten veröffentlicht zu haben.

Trotz der Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, dass die Website fast einen Monat lang nicht erreichbar war, werden wir nun zurückkehren, um den Beiträgen, die uns erreichen, Raum zu geben, egal was die beschissenen Diener der Macht denken.

Solidarität mit den Gefährten bei denen die Hausdurchsuchungen waren und gegen die ermittelt wird.

Immer mit erhobenem Haupt.

Es lebe die Anarchie!

Quelle: Round Robin, die Übersetzung ist von uns

Op. Sibilla – Kommuniqué der Solidarität

Am 12. 11. 2021 veröffentlicht

Um mit der Ausbeutung und der Unterdrückung zu brechen, ist es notwendig, dass die verletzte und mit Füßen getretene Würde in die Tat umgesetzt wird, denn wir sind der festen Überzeugung, dass „Freiheit“ keineswegs das Recht und die Pflicht ist, der Autorität zu gehorchen, sie ist keine Existenz, die man auf den Knien verbringt. Die Freiheit liegt – hier und jetzt – in der Herausforderung aller Macht, in dem wilden Wunsch nach der praktischen und konkreten Zerstörung der Autorität.

Vetriolo, Nummer 5

Am Donnerstag, den 11. Oktober, wurde im Morgengrauen die Operation „Sibilla“ eingeleitet, die von den Staatsanwaltschaften von Perugia (Staatsanwältin Manuela Comodi) und Mailand (Staatsanwalt Alberto Nobili) koordiniert wurde und in deren Folge eine Reihe von Gefährten und Gefährtinnen in verschiedenen italienischen Städten durchsucht wurden. Es waren die Carabinieri der ROS (unter dem Kommando von General Pasquale Angelosanto), die die vom GIP Valerio D’Andria angeordneten Maßnahmen durchführten, für die sechs anarchistischen Gefährten und Gefährtinnen durch einen Beschluss zur Anwendung von Vorsichtsmaßnahmen erreicht wurden und gegen die wegen Anstiftung zu Straftaten in Verbindung mit Terrorismus und Umsturz der demokratischen Ordnung ermittelt wurde.

Die Untersuchung stützt sich auf fünfjährige Recherchen über die Veröffentlichung der anarchistischen Zeitung Vetriolo, einer Zeitschrift, die den Staat und das kapitalistische System stets mit präzisen Analysen kritisiert und anarchistischen Gefangenen durch die Veröffentlichung ihrer Schriften eine Stimme gegeben hat.

Es ist klar, dass diese x-te repressive Maßnahme die Stimmen der radikalen Kritik am Bestehenden zum Schweigen bringen möchte. Im heutigen gesellschaftlichen Kontext wird die autoritäre Wende des Fortschritts jeden Tag deutlich. Wir haben es bei den repressiven Maßnahmen der ersten Abriegelung, den Ausgangssperren, dem Versammlungsverbot und der Hausarrestierung von Millionen von Menschen gesehen. Wir sehen es auf den zunehmend militarisierten Straßen, an Arbeitsplätzen mit der Erpressung des grünen Passes, an den Grenzen von Staaten wie in Weißrussland, wo Migranten von der polnischen Armee, die die Festung Europa verteidigt, zurückgewiesen werden und dem Hungertod oder der Kälte überlassen werden.

Wir sind uns bewusst, dass all dies nicht aufhören wird, sondern immer schlimmer werden wird. Dies erfordert Analysen, Entschlossenheit und Praktiken, die den Schlägen, die das Kapital auslöst, gewachsen sind.

Wenn der Staat und die Justiz die Gefährten und die Gefährtinnen mit diesen Montage/Ermittlungen isolieren wollen, werden sie auf der anderen Seite immer Individuen finden, die bereit sind zu kämpfen, um die gleichen Praktiken und revolutionären Ideen zu verwirklichen.

Solidarität mit Vetriolo, dem Circolaccio und unseren Freunden und Gefährten, gegen die ermittelt und gefahndet wird!

Tod dem Staat und dem Kapital!

Freiheit für alle!

Solidali genovesi (solidarische Genuesen)

Quelle: Round Robin, die Übersetzung ist von uns.

Op. Sibilla- „Sibillazioni“ Solidaritätserklärung

Am 12. 11. 2021 veröffentlicht

SIBILLAZIONI

Über die anti-anarchistische Operation „Sibilla“.

All dies muss ein Ende haben. Für immer. Und wenn der Staat und die Bosse unsere lebenden Feinde sind, dann ist die historische Rolle des Anarchismus als der Spaten, mit dem wir ihre Gräber ausheben, offensichtlicher denn je.

Zuerst die gute Nachricht, Ottone degli Ulivi

Vor dem Morgengrauen des 11. November 2021 gab es in Italien Dutzende von Hausdurchsuchungen bei anarchistischen Gefährten und Gefährtinnen in Genua, Carrara, Pisa, Cremona, Bergamo, Rom, Perugia, Viterbo, Lecce, Taranto, Cosenza und Cagliari.

Die von den Carabinieri der ROS auf Anweisung der Staatsanwaltschaft von Perugia durchgeführten Ermittlungen konzentrieren sich auf die anarchistische Hetze und insbesondere auf die Zeitung Vetriolo sowie auf die Gegeninformations-Websites wie roundrobin.info und malacoda.noblogs. Das Hauptverbrechen, das den Gefährten und Gefährtinnen vorgeworfen wird, ist die Bildung und/oder Beteiligung an einer subversiven Vereinigung zum Zwecke des Terrorismus (270bis), da die Gefährten und Gefährtinnen nach Ansicht der Polizei durch die oben genannten Veröffentlichungen zur Begehung terroristischer Handlungen gegen den Staat angestiftet hätten.

Zusätzlich zu Dutzenden von Durchsuchungen auf der ganzen Halbinsel, 6 Vorsichtsmaßnahmen: die „Verhaftung“ von Alfredo, der bereits im Gefängnis von Terni inhaftiert ist, ein Gefährte wurde unter Hausarrest mit elektronischer Fußfessel gestellt und vier weitere mit der Verpflichtung, dort zu bleiben wo sie wohnen (A.d.Ü., Stadt, Gebiet) und regelmäßig zu unterschreiben (A.d.Ü., bei den Bullen).

Wir sind keineswegs überrascht, dass der Staat klare und entschiedene Worte unterdrückt, und noch weniger sind wir überrascht, dass in dieser Zeit soziale Unruhen befürchtet werden. Die Schaffung eines inneren Feindes dient dazu, die Loyalität der Bevölkerung gegenüber seinem König – dem Staat – wiederherzustellen – wir sehen es deutlich bei der „No Vax“-Aktion: Der Staat schlägt gerade in diesen Tagen auf die Plätze, die sich gegen den Pass bewegen, und verhindert Demonstrationen an Orten, an denen der Kapitalismus gedeihen muss.

Als Anarchisten und Anarchistinnen sind und bleiben wir innere und äußere Feinde, von oben, von unten, in chaotisch begründeten Richtungen, jeglicher Autorität. Die Komplizenschaft mit den Worten, die gegen die Feinde gesprochen werden, ob es sich nun um Beamte des Staates oder des Kapitalismus, einschließlich des Militarismus, handelt, ist dann für uns klar.

Wie üblich ist in der Rechtsauffassung der Ermittler die einzig mögliche Organisation eine hierarchische Organisation von oben nach unten. Sie verstehen nicht, oder besser gesagt, sie haben keine Lust, öffentlich zu sagen, dass die Unberechenbarkeit der Anarchisten und der Anarchistinnen in ihrer Desorganisation keine Organisation ist, geschweige denn, dass es überhaupt Anführer und Mitläufer gibt.

Wir stehen an der Seite derjenigen, die von der Repression betroffen sind, weil sie sich entschieden haben, anzugreifen und sich nicht hinter dem Bedürfnis zu verstecken, von den Massen mit süßen und zuvorkommenden Worten geliebt zu werden, um die Worte der von jahrzehntelanger Haft betroffenen Gefährten und Gefährtinnen zu verbreiten.

Es lebe die Anarchie!

Anarchisten und Anarchistinnen von Carrara

11/11/2021

Quelle: Round Robin, die Übersetzung ist von uns

Op. Sibilla – „Geschwätz und Abzeichen“, Solidaritätsbekundung

Am 12.11.2021 veröffentlicht

Das demokratische System ist das beste System, in dem man leben möchte: Es garantiert alle Freiheiten. Nehmen wir zum Beispiel die Presse- und Meinungsfreiheit: In einer Demokratie kann man alles sagen und drucken, solange es das demokratische System zulässt, dass man es sagt und druckt.

Einer der größten Garanten für diese Freiheiten ist die Staatsanwältin Manuela Comodi von der Staatsanwaltschaft Perugia, die in einer brillanten Polizeiaktion ihre Wachhunde – die Carabinieri der ROS – losgeschickt hat, um die Wohnungen zahlreicher Anarchisten und Anarchistinnen in Italien zu durchsuchen, und zwar auf der Suche nach anarchistischen Publikationen! Um ehrlich zu sein, war es gar nicht so schwierig: Es war ein bisschen so, als würde man im Haus eines Philosophen nach philosophischen
Texten suchen oder in der Garage eines Malers nach Pinseln…

In der Tat suchte dieser feine Bluthund des demokratischen Staates nicht nach anarchistischen Publikationen im Allgemeinen, sondern nach einer Zeitung im Besonderen, Vetriolo, in der unter anderem von der Notwendigkeit und Richtigkeit des Angriffs der Anarchisten und Anarchistinnen auf die Herrschaft und damit auf die Menschen und Dinge, die dessen direkte Emanation sind, die Rede ist. Es ist ein Diskurs, den viele Anarchisten und Anarchistinnen in Wirklichkeit seit etwa eineinhalb Jahrhunderten in ihren Publikationen und in ihrem Leben führen. Wie können wir uns über den Rest wundern? Was kann man sonst noch tun, um der Ausbeutung ein Ende zu setzen, die die Bosse, die Staaten, die Ökonomen und der hässlichen Gesellschaft jahrhundertelang gegenüber denjenigen betrieben haben, die von jeglicher Form eines menschenwürdigen Lebens ausgeschlossen waren? Was kann man sonst tun, um Kriege, die Ausbeutung des Planeten, das Leiden von Mensch und Tier, tödliche Projekte wie die Atomkraft, die Verwandlung des Menschen in eine Maschine und zahllose andere Probleme, für die der Staat, die Wirtschaft, die Industrie und die Technologie verantwortlich sind, zu beenden, wenn man nicht die Dinge und Menschen angreift, die direkt dafür verantwortlich sind? Dies ist in erster Linie eine ethische Frage, die wir absolut teilen.

Und nicht nur wir. Es ist ein einfacher Diskurs, den viele Menschen tief in ihrem Herzen teilen; wenn sie bei der Arbeit oder in ihren Kneipengesprächen sagen, dass bestimmte Leute, die für ihre schlechten Lebensbedingungen und ihre Ausbeutung verantwortlich sind, getötet werden sollten, oder dass das Parlament in die Luft gesprengt werden sollte, wenn sie alle drinnen sind, weil es nur eine Höhle von Parasiten mit Nabobgehältern ist, während draußen viele vor Hunger sterben. Natürlich sind das oft nur Kneipengespräche, die von einem Ausbruch aus der Wut über ein unglückliches Leben getragen werden, während Anarchisten und Anarchistinnen manchmal wirklich die Waffen gegen die oder das erheben, was sie als Feind betrachten.
Und dennoch, der verdrehten Logik dieses öffentlichen Ministeriums folgend, werden vielleicht eines Tages Ermittlungen gegen diejenigen eingeleitet, die dieses Kneipengespräch führen, und wir sind sicher, dass bei den Durchsuchungen Hunderte von Kaffeetassen in ihren Wohnungen gefunden werden – als Beweis für ihren kriminellen Plan…

Es wäre doch gelacht, wenn ein bereits inhaftierter Gefährte nicht einen weiteren Haftbefehl erhalten hätte und nicht ein weiterer Hausarrest und vier Aufenthaltsverpflichtungen angeordnet worden wären. Unsere Solidarität gilt ihnen, ohne dass sie schikaniert werden, und in der Überzeugung, dass wir weiterhin das sagen und tun müssen, was wir immer gesagt haben.

Die Freiheit, von der wir träumen, ist am Ende da.

Auf Wiedersehen, schönes Lugano.

Quelle: disorder.noblogs.org

passiert am 11.11.2021