Nachbetrachtung zu dem Anschlag auf Bahn, Tesla und Krieg

Als „Klima- und Antikriegsaktivist:innen für den wirtschaftlichen Lockdown bei Tesla und DB- Tren Maya“ haben wir in Berlin in den frühen Morgenstunden zwei Kabelschächte der Bahn entzündet. Die Wirkung war kalkuliert und die Folgen beabsichtigt. Wir zielten mit dem Anschlag auf die Sabotage des Pendelverkehrs der über 3000 Tesla-Beschäftigten, auf den Güterverkehr und Tanklastzüge mit russischem Öl. Die Sabotage des Flughafen-Express haben wir einkalkuliert und für richtig befunden. Alle Ziele der Sabotage wurde erreicht ohne ein Menschenleben zu gefährden.

Unsere ausführliche Erklärung, die wir auch als Diskussionsangebot begreifen, ist zu finden auf:

https://de.indymedia.org/node/179908

https://kontrapolis.info/6626/

SABOTAGE

Wir haben Betonplatten entfernt und in beide nebeneinander liegende Kabelschächte ein Feuer gelegt. Alle Leitungen waren isoliert und ohne Gefahr für unser Leben zugänglich. Im Schutz einer ehemaligen Brücke konnten vorbeifahrende Züge aus Berlin unser Feuer nicht sofort entdecken.

Um 6.00 Uhr wurde das Feuer durch einen Zugführer gelöscht. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Signalkabel und Kommunikationskabel verbrannt. Die starkstromführende Leitung wurde durch das Feuer beschädigt oder zerstört.

Die Folgen des Feuers:

Die für die Teslapendler:innen wichtige Regionalbahnlinie RE 1 fuhr die Stationen Ostkreuz, Ostbahnhof, Alexanderplatz, Friedrichstraße, Hauptbahnhof, Zoologischer Garten und Charlottenburg nicht mehr an. Für die Pendler:innen von Tesla nach Fangschleuse waren damit alle relevanten Einstiegshaltepunkte in der Hauptstadt ausgefallen. Die RE 1 stellte zeitweilig in der für die über 3000 Tesla-Pendler:innen relevante Zeit den Betrieb ein und wurde später weiträumig umgeleitet. Die Anfahrt zum Bahnhof Fangschleuse wurde dadurch erschwert. In der Summe war bei Tesla ein verspäteter Arbeitsbeginn von mindestens ein bis drei Stunden zu verzeichnen. Einen Tag vor der offiziellen Betriebseröffnung und der Übergabe von Tesla-Fahrzeugen an Kunden durch Musk war die Aktion eine kalkulierte Störung im Betriebsablauf des Konzerns. Musk, der bereits am Montag anreiste, wurde durch den für ihn unerfreulich verspäteten Arbeitsbeginn seiner Beschäftigten in Kenntnis gesetzt.

Gestört wurden die Fernverbindungen des Personen- und Güterverkehrs von und nach Polen und Frankfurt/Oder. Tanklast- und Kohlezüge mussten umgeleitet werden. Das galt auch für die Fernverbindung.

Die Störungen der RE 1 und den Güter- und Personenverkehr von und nach Frankfurt/Oder dauerten bis Dienstagabend an.

Gestört wurde am Montag auch die Verbindung zum Flughafen BER.

Auswirkungen des Anschlags reichten bis nach Lichtenberg und führten zu Ausfällen und Verspätungen bei der S5, S7 und S75. Der Brand führte auch zu einer Signalstörung und Stellwerkstörung im einige kilometerweit entfernten Bahnhof Berlin-Lichtenberg. Diese Störungen waren von uns nicht einkalkuliert.

PRESSESCHAU

Die Polizei transportiert gerne verdrehte, falsche Hintergründe oder verschweigt den Anschlag aus politischem Kalkül, obwohl sie bereits sehr früh von einem Anschlag ausging. Auch wenn ein Bekennerschreiben erst auf „Authentizität“ geprüft werden muss, geht es darum die Medien vom Zitieren inhaltlicher Positionen abzuhalten. So erklärt sich auch die verzögerte Berichterstattung in den Medien. Um 11.40 lag die Erklärung unter anderem dem Inforadio vor. Um 16.00 Uhr berichtete Inforadio.

Wir zitieren das Inforadio vom 21.3.2022

In dem Bekennerschreiben „erklären nach eigenen Angaben Klima- und Antikriegsaktivisten unter anderem, sie hätten am Vorabend des Produktionsstarts des Elektroautoherstellers Tesla in Grünheide den Pendelverkehr zu dem Werk sabotiert. Der RE 1 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) ist eine wichtige Verkehrsverbindung für die Tesla-Fabrik.

In dem Bekennerschreiben heißt es unter Bezug auf den Krieg in der Ukraine weiter, der Transport von Tanklastzügen mit russischem Öl sei kurz unterbrochen worden. Ein weiteres Ziel sei die Sabotage der Deutschen Bahn gewesen, der die Aktivisten vorwerfen, mit der Beteiligung an einem Zugprojekt in Mexiko zur dortigen Zerstörung des Regenwaldes beizutragen.“

Paradiso:

„So ist unter anderem beim rbb ein Bekennerschreiben aufgetaucht, das zur Zeit auf seine Echtheit hin untersucht wird. Der Brand könnte mit der heutigen Eröffnung der Tesla- Fabrik in Grünheide zusammenhängen: So ist im Bekennerschreiben von Tesla-Gegnern die Rede, die auf den Schutz von Wasser und Klima hinweisen.“

In der Regel beschränkte sich die Mitteilungen in den Medien auf Sätze wie: «Ziel unserer Sabotage sind die 3000 Pendler:innen gewesen, die in der Gigafactory arbeiten»

Ein Alleinstellungsmerkmal kann die Zeitung „Junge Welt“ beanspruchen. Sie war die einzige Zeitung, die die militante Aktion samt Inhalt ganz unterschlug.

Auch ein Blick in die TAZ lässt tief blicken. Die TAZ, neben Märkischer Oderzeitung (MOZ) und RBB, gehörte zu den Medien, die die Anschlagserklärung direkt zugeschickt bekam. Im Gegensatz zur MOZ, RBB und vielen anderen auch kleinen Medien schreibt die TAZ über die Aktion, ohne auf die Inhalte der Erklärung auch nur einmal Bezug zu nehmen. Sie verschweigt, dass ihre Chefredaktion im Besitz der Erklärung war und fällt hinter allen journalistischen Standards ihrer Kolleg:innen der anderen Medien, einschließlich der Springerpresse, zurück.

Unter der Zwischenüberschrift stellt die TAZ immerhin richtig fest: „Brandanschlag ist keine neue Aktionsform“. Das sind Blockaden und Abseilen übrigens auch nicht. Alle Aktionsformen sind wichtig und erfüllen in ihrer unterschiedlichen Durchführung ihren Zweck. Das aber sieht die TAZ anders und holt aus mit einer Lüge:

„Einen kleinen Dämpfer erlitt die Klimabewegung am Montag, als der S-Bahn-Verkehr zwischen Karlshorst und Wuhlheide durch einen Brandanschlag auf Kabelschächte lahmgelegt wurde.“

Die S-Bahn fuhr in den Morgenstunden zwischen Karlshorst und Wuhlheide. Fakt ist, es war die RE 1, die unterbrochen wurde. Ziel der Aktion war die Unterbrechung kurz nach 6.00 der RE 1 um die Anfahrt eines großen Teils der Tesla-Beschäftigten zu sabotieren. Dies lag der TAZ in Form unserer Erklärung vor. Die S-Bahn hatte ihre Störungen zu einem späteren Zeitpunkt und diese stehen vermutlich im Zusammenhang mit Reparaturarbeiten an unserem Sabotagepunkt.

Die TAZ weiter:

„Weil die Täter in ihrem Bekennerschreiben Bezug auf Fridays for Future und den Klima­streik genommen haben, stehen die jugendlichen Aktivist*innen unter Rechtfertigungsdruck. Dabei deutet nichts darauf hin, dass die Täter zu den Klimaaktivist*innen gehören.

Seit 2011 kam es in Berlin zu mindestens sechs Anschlägen, etwa auf Bahnanlagen oder Stromnetze. Es wurden stets aktuelle politische Themen zur Rechtfertigung herangezogen: vom Konflikt in Kurdistan bis zum G20-Gipel. Die aktuelle Sabotage ist als Fortführung einer anarchistischen Anschlagsserie zu werten, nicht als neue Aktionsform der Klimabewegung.“

Gut-situierte bürgerliche Linke und Ampel-Anhänger:innen in der TAZ geben immer wieder den Ton an. Aus der vermeintlichen Anteilnahme mit den „jugendlichen Aktivist:innen“, die jetzt „unter Rechtfertigungsdruck“ kämen, spricht Paternalismus. Man möchte am liebsten hören, dass sich die „jugendlichen Aktivist:innen“ distanzieren. Als könnten sich die „jugendlichen Aktivist:innen“ nicht selbst gegen Vereinnahmungen behaupten.

Der Verweis auf eine „anarchistische Anschlagsserie“, die „aktuelle politische Themen zur Rechtfertigung“ heranzieht und auch keinen Inhalt hat, über den es sich zu berichten lohnt, erfüllt seine Funktion, wie die Lüge von der S-Bahn statt der RE 1, die lahmgelegt wurde. Es geht der TAZ um Denunziation und Spaltung. Dies ist die manipulatorische Arbeit von Journalist:innen, die den radikalen Widerstand schwächen wollen und Angst vor einer Klimabewegung haben, deren Widerstand auch ihre institutionalisierte Politik treffen kann. Wissentlich oder unwissentlich wird hier die Arbeit der Klimazerstörungslobby, der Regierung, der Polizei und der Geheimdienste betrieben.

Den Gegner:innen in der TAZ oder in der Jungen Welt, die militante Aktionsformen innerhalb der Klima- und Antikriegsbewegung unterschlagen oder inhaltlich verdrehen und mit Lügen arbeiten, sei „Wie jagt man eine Pipeline in die Luft“ von Andreas Malm empfohlen.

FAZIT

Damit auch Menschen politische Erklärungen lesen können, die nicht mit TOR vertraut sind, regen wir an, linke Plattformen zugänglich zu halten. Diese Zugänglichkeit ist wichtig, damit sich Menschen wie zum Beispiel betroffene Pendler:innen ein eigenes Bild von einer militanten Position machen können, ohne nur von unzureichender Information oder sogar von Lügen ihrer Medien abhängig zu sein.

Durch unsere Aktion von Sonntag auf Montag mit Ziel auf den Pendelverkehr nach Fangschleuse und den Blockaden der Zufahrtswege rund um die Gigafactory am Dienstag ergab sich ein erfolgreiches Zusammenwirken der unterschiedlichen Aktionsformen. Wer am Montag mit dem Zug nicht pünktlich zu Tesla kam, wählte wahrscheinlich am Dienstag die Anfahrt mit dem Auto, um die immer noch instabile Zugverbindung zu umgehen. Und blieb dann in den erfolgreichen Aktionen der Klimaaktivist:innen und Bürger:inneninitiativen hängen.

Wir waren im Herzen und Gedanken bei allen Menschen, die am Dienstag die Autobahn und den Anfahrtsweg zu Tesla und Tor 1 blockiert haben und mit anderen Mittel das gleiche Ziel verfolgten: die Eröffnung der Gigafactory zu stören und zu behindern. Wir rufen zur Unterstützung aller Aktivist:innen auf, die einem Strafverfahren entgegen sehen. Während Wirtschaftsminister Steinbach forderte, dass die Diskussion um die Wasserentnahme nach dem Gerichtsbeschluss „endlich mal aufhören“ müsse, verstehen wir, dass unser Kampf jetzt erst beginnt.

Verbreitet die Erklärung nach Euren Möglichkeiten innerhalb der Antikriegsbewegung und der Klimabewegung.

Tesla abschalten.
Unterstützung und Straffreiheit für alle Tesla-Blockierer:innen.
Für revolutionäre Wasserschutzinitiativen.
Stoppt die kriegerische und klimazerstörende Ökonomie und Nordstream 1.
Importstopp für Gas, Steinkohle und Öl.
Klimaschutz statt Krieg!
Sicherheit durch globale Sabotage von Kriegsgerät statt „Sehnsucht nach Sicherheit“ durch Aufrüstung und Krieg!
Offene Grenzen – für Alle und Überall! Rassistische Polizeikontrollen der Bundespolizei in Frankfurt / Oder stoppen.
Für militante, international verbundene Kampagnen und Kämpfe.

Klima- und Antikriegsaktivist:innen für den wirtschaftlichen Lockdown bei Tesla und DB- Tren Maya

Brandenburg-Berlin 29.3.2022